20.11.2025 - Neue Flora Hamburg

Disneys TARZAN 
feiert umjubeltes Comeback in Hamburg


Dass mit dem Disneymusical TARZAN (Musik: Phil Collins, Buch: David Henry Hwang, deutsche Übersetzung: Frank Lenart, Ruth Deny) in diesem Herbst ein echter Publikumsliebling in die Hansestadt zurückgekehrt ist, ist der Stimmung im Saal der besuchten Vorstellung hörbar anzumerken: Jubelrufe, stehende Ovationen und ständiger Szenenapplaus begleiten das Stück, das unter der Regie von Bob Crowley bereits vor 17 Jahren in Hamburg begeisterte. Seit der Premiere am 20.November 2025 ist es nun, nach Spielzeiten in Oberhausen und Stuttgart, offiziell wieder am Ursprungsort seines Erfolges, dem Stage Theater Neue Flora, zu sehen. Und das moderner denn je: Marcel Landgebe überarbeitete die Inszenierung umfassend und dynamisch, um die Illusion des hautnahen Miterlebens der Geschichte von TARZAN zu perfektionieren. Wie das gelingt und für wen sich ein Besuch des Disneyhits lohnt, haben wir für euch zusammengefasst.

Schon in den ersten Minuten wird deutlich, wie konsequent die Überarbeitung der 360-Grad-Inszenierung auf Immersion setzt. Der Zuschauerraum wird erneut zur grünen Kulisse, die Wände und der Bühnenhimmel zu einem vibrierenden Dschungel. Marcel Landgebe nutzt das gesamte Raumvolumen der Neuen Flora: Akrobat*innen schwingen über den Saal, klettern an Baumstämmen, die scheinbar aus dem Bühnenboden wachsen, und lassen das Publikum fast physisch spüren, wie sich die Affen zwischen den Lianen bewegen. Die Balance zwischen technischer Präzision und organischer Wildheit gelingt erstaunlich gut – nichts wirkt überfrachtet, doch alles ist in ständiger Bewegung. Dadurch entsteht ein Gefühl von Nähe, das sich deutlich von klassischen Musicalbühnen abhebt.

Und diese wissen die Darsteller*innen für sich zu nutzen. Allen voran Alexander Klaws, der für ausgewählte Vorstellungen in die für ihn prägendste Rolle seiner Karriere zurückkehrt (regulär in der Rolle: Philipp Büttner und Bob van der Weijdeven). Mit starker Bühnenpräsenz, körperlichen Hochleistungen und einer gekonnten Mischung aus Urkraft und Verletzlichkeit zeigt er einen nahbaren Tarzan, der auch stimmlich überzeugt. Besonders in Momenten der inneren Zerrissenheit – zwischen seiner Affenfamilie und der Begegnung mit Jane – entfaltet er eine spürbare emotionale Tiefe.

Auch Abla Alaoui, in Hamburg ebenfalls kein unbekanntes Gesicht, weiß ihr Talent in der Rolle der Jane zu entfalten. In der Neuinszenierung zeichnet sie die Rolle der klugen, modernen Abenteurerin mit viel Humor, Sensibilität und großer Natürlichkeit. Ihr Gesang ist klar und warm, und gerade in den Duetten zeigt sich eine starke Bühnenchemie mit Klaws.

Eine weitere große Stärke der Produktion ist das Ensemble der Affensippe. Die Darsteller*innen tragen das akrobatische Konzept mit enormer Hingabe und technischer Disziplin: Sie polstern nicht nur die rasanten Flug- und Kletterszenen, sondern verleihen der Gorillafamilie eine bemerkenswerte Vielfalt an Charakteren. Vom verspielten Jungaffen über stämmige Wächterfiguren bis hin zu sensiblen, fast poetischen Momenten im Chor ergibt sich ein dichtes, lebendiges Gruppengefühl. Die Energie der Ensemble-Nummern ist ansteckend– nicht zuletzt, weil hier Tanz, Schauspiel und Akrobatik besonders eng verschmelzen. Insgesamt gelingt es dem gesamten Cast, die Geschichte nicht nur darzustellen, sondern sie durch Körperlichkeit, stimmliche Ausdruckskraft und sehr präzise Rollenarbeit zu beleben.

Das Herzstück der Produktion bleibt jedoch, trotz des auffallend kleinen Orchesters aus nur 7 Personen, die oscarprämierte Filmmusik von Phil Collins: „Dir gehört mein Herz“, „Fremde wie ich“ und „Zwei Welten“ gehören zu den absoluten Highlights des Abends und wissen nicht nur Disney Fans zu berühren. Die extra für die Musicalfassung komponierten Songs (ebenfalls aus der Feder von Phil Collins) wie „Auf einmal“ und „Wie Sonne und Mond“ bleiben dahinter deutlich zurück, fügen sich aber trotzdem zu einem musikalisch stimmigen Gesamtkonzept zusammen.

Die technische Umsetzung ist – wie von den Disney-Produktionen gewohnt – auf höchstem Niveau. Die komplexen Seilkonstruktionen laufen sichtbar zuverlässig, Übergänge wirken fließend, und das eindrucksvolle Lichtdesign (Natasha Katz) zeichnet mal geheimnisvolle, mal bedrohliche Atmosphären. Auch wenn die Handlung an einigen Stellen erwartbar bleibt, gelingt es der Inszenierung durch gezielte Tempowechsel und dichte Bilder Emotion und Spannung aufzubauen.


Unser Fazit: Die Rückkehr von TARZAN in die Neue Flora zeigt eindrucksvoll, wie ein bekannter Musicalhit durch moderne Technik, neue Dynamik und ein engagiertes Ensemble noch einmal an Strahlkraft gewinnen kann. Die Inszenierung ist temporeich, emotional und visuell spektakulär – ein Dschungelabenteuer, das nicht nur nostalgisch berührt, sondern in seiner überarbeiteten Form auch überrascht. Trotz inhaltlicher Schwächen und eines nur teilweise überzeugenden Soundtracks lohnt sich ein Besuch nicht nur für Fans der Show oder Familien. Es bietet all denen einen unterhaltsamen Theaterabend, die dem grauen Hamburger Alltag entfliehen und sich von der typischen Disneymagie in eine Welt mitreißen lassen möchten, in der alles möglich zu sein scheint.

5 von 6 Sternen: ★★★★★
                            Kritik: Laura Schumacher; Fotos: Johan Persson

www.stage-entertainment.de



 

 

 

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