12.11.2023
Interview mit
MICHAEL PASCHER
Rudi Dolezal aus der ZDF-Serie
„Die Bergretter"
geführt von Verena Bartsch
Michael Pascher spielt die Rolle des Rudi Dolezal bei „Die Bergretter" seit der Staffel 2. Zuerst nur als Techniker am Heliport, seit der 10ten Staffel ist Michael Pascher fester Bestandteil des Hauptcasts. Wir sprachen mit ihm am Rande der Dreharbeiten in Ramsau am Dachstein.
Michael Pascher, Sie haben erstmal nur den Techniker am Heliport gespielt, sind Sie jetzt froh fest im Team zu sein?
Michael Pascher: Ja, jetzt bin ich ja schon das vierte Jahr mehr im Einsatz und es macht auf jeden Fall mehr Spaß.
Würden Sie gerne noch mehr mit in die Berge? Sie sind ja meistens nur in der Bergretterzentrale?
Michael Pascher: Ja klar, also ich wäre gerne öfter mal bei Einsätzen dabei, auch mal am Tau, aber es muss halt immer jemand die Stellung in der Zentrale halten.
Konnten Sie schon vor „Die Bergretter“ klettern?
Michael Pascher: Ehrlicherweise nein, ich komme zwar aus Tirol, aber ich habe ein paar Freunde beim Klettern verloren und deswegen war das für mich nicht mein Sport. Ich bin da schon sehr vorsichtig. Auch bin ich ein wenig tollpatschig. Vorletztes Jahr hatte ich eine Szene, in der ich geklettert bin, und da haben sie mich vorher zum Üben in die Kletterhalle geschickt.
Haben Sie auch schon einen Tauflug gemacht?
Michael Pascher: Nein eben noch nicht.
Würden Sie gerne?
Michael Pascher: Ja, auf jeden Fall würde ich das gerne mal machen.
Gehen Sie jetzt selbst auch gerne in die Berge durch „Die Bergretter“?
Michael Pascher: Ich bin ja in den Bergen aufgewachsen und die ersten 20 Jahre meines Lebens bin ich eigentlich in einer Schlucht aufgewachsen, deswegen bin ich ganz gerne in der Stadt, muss ich ehrlich sagen. Ich freue mich aber jedes Mal, wenn ich in die Ramsau fahren darf, um hier wieder ein bisschen Höhenluft zu bekommen.
Sie haben zusammen mit Wolfgang Lindenhofer einen Vintage-Laden, „Wolfmilch“, in Wien?
Michael Pascher: Ja genau, ich habe nebenbei einen Vintage-Shop, das ist eine ganz gute Abwechslung zum Drehen. Es ist nachhaltig, das ist mir auch ganz wichtig und ich habe mit recht vielen jungen Leuten zu tun. Es macht richtig Spaß.
Haben Sie damit gerechnet, dass die Bergretter-Serie mal so ein Erfolg wird?
Michael Pascher: Am Anfang natürlich nicht. Als wir angefangen haben, war das eine Produktion, die noch nicht so viele Leute gekannt haben. Es hat sich mit den Jahren immer mehr gesteigert und in den letzten drei Jahren ist es richtig abgehoben, dass wir am Set ständig auch ganz viele Leute und Fans haben, die uns zugucken. Es ist schon toll, dass die Bergretter-Serie so einen Response bekommt.
Haben Sie eine Lieblingsfolge oder Szene?
Michael Pascher: Ja, da gibt es schon ein paar Folgen. „Verbrannte Erde“ mochte ich ganz gerne mit meiner Drohne „Searchy“.
Was war ihr gefährlichster Dreh bis jetzt?
Michael Pascher: Spannendste, gefährlichste Dreh, ich musste einmal bei einem Einsatz ins Wasser springen und jemanden, der da reingefallen ist, rausholen („Abschied für immer“). Das war das Aufregendste bisher.
Wie halten Sie sich fit?
Michael Pascher: Ich bin eher so semi sportlich in der Serie. Ich gehe recht viel Snowboardfahren im Winter, und im Sommer viel schwimmen.
Wir bedanken uns herzlich bei Michael Pascher für das interessante Gespräch und wünschen ihm weiterhin viele spannende Drehtage bei „Die Bergretter".
13.09.2023
Interview mit dem Künstler, Naturliebhaber und Weltenwanderer FELIX NGUYEN
Felix Nguyen wurde 1992 in Erfurt geboren, wuchs in München auf und ging dort zur Schule.
Nach seinem Realschulabschluss zog Felix, seiner Naturliebe folgend, im Rahmen eines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) nach Sachsen-Anhalt in das Ökodorf Sieben Linden, dem größten Ökodorf in Deutschland.
Die Erfahrungen in den Einsatzstellen im Gartenbau und in der Forstwirtschaft vertieften seine Leidenschaften für die Arbeit an der Erde, mit den Elementen und im Umgang mit Pflanzen und Tieren und wiesen ihm den handwerklich-praktischen Weg einer gärtnerischen Berufslaufbahn.
In Brandenburg auf einem kleinbäuerlichen Demeter Hof und in Sachsen-Anhalt in einer kleinen Garten Eden anmutenden Gärtnerei absolvierte er die vierjährige “Freie biologisch-dynamische Ausbildung“ zum Gärtner. In dieser Zeit kam er mit der Anthroposophie in Berührung.
Im Anschluss folgte er seinem lang gehegten Jugendtraum, seiner nie verglommenen Sehnsucht zumindest einmal das Leben der Naturvölker kennenzulernen, solange die Moderne des industriell-technologischen Fortschritts sie noch nicht gänzlich eingeholt hat.
So kam es, dass er eine Zeit lang bei tuwinischen Nomaden in der Mongolei und vietnamesischen Bergbauern lebte. Zudem besuchte er laotische Inselbewohner.
Die Geschehnisse und Begegnungen während seiner Reisen in Asien, die Aufenthalte bei verschiedenen Stämmen unterschiedlicher Naturvölker in ihren paradiesisch anmutenden Landschaften und Besuche in zen-buddhistischen Klöstern sowie Begegnungen mit Mönchen waren existenzielle Schlüsselerfahrungen für seine zutiefst veränderte Sicht auf das Leben und die Welt.
Nach seiner Asienreise siedelte er sich im Schwarzwald in einem Dorf namens Dogern an, wo er als Gärtnergeselle in einer Bioland Gemüsegärtnerei arbeitet.
Neben seiner Teilzeitarbeit als Gärtner widmet er sich seinen vielfältigen Kunstprojekten.
Mehr über sein Werken und Schaffen erfährt ihr über seine Homepage:
www.felix-nguyen.de
05.08.2023 - Freilichtspiele/ Tecklenburg
MIAMI NIGHTS
MIAMI NIGHTS ist neben MOZART! das zweite Stück bei den Freilichtspielen Tecklenburg. Das Musical stammt aus dem Jahre 2002 und spielt in den 1980er Jahren in Miami.
Kurz vor dem Finale des Miami-Nights-Dance-Contests kracht es zwischen dem Tänzer Jimmy und seiner Tanzpartnerin Jessica. Darauf lernt er Laura kennen, eine Kubanerin, die ihn in die Welt des Salsa mitnimmt. Weder sein Trainer und schon gar nicht seine Mutter sind mit der Wahl zufrieden und versuchen die Beziehung im Keim zu ersticken. Jessica, seine ehemalige Tanzpartnerin lässt die beiden auch nicht in Ruhe. Schließlich steht das Siegerpaar des Dance-Contests noch nicht fest.
Jimmys Trainer Mr. Bob will unbedingt Präsident des Tanzsport-Verbandes werden, deshalb sollen Jimmy und Jessica, seine zwei besten Schüler, zusammen tanzen und gewinnen. Er versucht alles, um die beiden wieder zu vereinen.
Und dann ist da noch Lauras Bruder Emilio. Er hat etwas gegen Jimmy und denkt, „Jimmy tanzt, wie ein dressierter Hund und nennt dies tanzen“, und er sei seiner Schwester nicht würdig.
Aber Jimmy zeigt ihm, dass auch er das Tanzen im Herzen trägt. So erlaubt Emilio Laura mit Jimmy im Turnier zu tanzen.
Doch Jessica hat noch nicht ganz aufgegeben. Sie behauptet Jimmy gegenüber, von ihm schwanger zu sein. Laura erfährt davon und ist tief entsetzt. Jimmy setzt alles auf eine Karte, denn nichts verbreitet sich schneller als ein Geheimnis. Der Plan geht auf und Jessica muss am Ende gestehen, dass sie gar nicht schwanger ist.
Nun steht dem Tanzpaar Jimmy und Laura nichts mehr im Weg.
MIAMI NIGHTS ist ein buntes Musical mit vielen schönen Tanzmomenten. Wer die Lieder der 1980iger Jahre mag, ist hier genau richtig. Von Songs wie „What A Feeling“, „I Wanna Dance With Somebody“ und „Holding Out For A Hero“ ist hier alles vertreten, wobei die szenische Umsetzung von „Holding Out For A Hero“, gesungen von Rachel Marshall als Jessica Diamond, heraussticht. Hierbei tanzen neben ihr nach und nach immer mehr Superhelden auf der Bühne (Spiderman, Thor, Batman und andere).
Wie auch bei MOZART! sind die Kostüme von Karin Alberti ein Hingucker und huldigen die 1980er Jahre in Bonbonfarben.
Der gesamte Cast in MIAMI NIGHTS ist wunderbar besetzt.
Andrew Chadwick als Jimmy Miller harmoniert perfekt mit Katia Bischoff als Laura Gomez, schauspielerisch, wie auch gesanglich.
Rachel Marshall setzt Jessica Diamond gekonnt in Szene, mal als zickiges und verwöhntes Luxusgirl oder als intrigante Ziege.
Besonders hervor sticht Christian Schöne als Roy Fire, Jimmys Kontrahent. Er hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz und sorgt bei „Mambo No. 5“ für ordentlich Stimmung im Publikum.
Großartig auch die Darbietungen von Brigitte Oelke als Jimmys Mutter und Martin Pasching als Jimmys Tanztrainer.
MIAMI NIGHTS ist ein poppiges Musical mit einer recht leichten und vorhersehbaren Story und sorgt in Tecklenburg für volle Ränge.
5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Verena Bartsch;
Fotos: Faszinations-Fotografie by Holger Bulk - www.holgerbulk.de
04.08.2023 - Freilichtspiele/ Tecklenburg
MOZART! - Das Musical
Ein Sommernachtstraum, so oder so ähnlich könnte man es nennen. MOZART! – Das Musical wurde dieses Jahr bei den Freilichtspielen Tecklenburg gekonnt in Szene gesetzt. Das Musical stammt aus der Feder von Michael Kunze (Libretto) und Sylvester Levay (Musik).
Unter der Regie von Ulrich Wiggers entstand in Tecklenburg ein wahres Meisterwerk. Im gesamten Stück dominieren die innere Zerrissenheit und der Wunsch nach Freiheit des jungen Komponisten.
Das Musical erzählt die Lebensgeschichte Wolfgang Amadeus Mozarts, einem Künstler, der sich frei entfalten will, seinem Vater Leopold trotzt und der sich von den Ketten der gesellschaftlichen Zwänge befreien will. Neben dem erwachsenen Wolfgang Mozart ist das kindliche Porzellankind und Genie Amadé allgegenwärtig auf der Bühne und schreibt die Kompositionen mit dem Herzblut des erwachsenen Mozart.
Am Wiener Hofe soll Mozart für Kaiser Joseph II. arbeiten und sein Talent unter Beweis stellen, aber er verbringt lieber seine Zeit mit Constanze. Deren Familie, die Webers, fordert von Mozart immerzu Geld. Schlussendlich sind seine Geldgeber nicht mehr zufrieden mit ihm und der Fürstbischof setzt Mozart mit einem Fußtritt vor die Tür.
Das Stück in Tecklenburg ist eher etwas düster in Szene gesetzt. Im Gegensatz zum Hauptcast, der in prachtvollen Kostümen der damaligen Zeit von Karin Alberti und Fabienne Ark strahlt, trägt das Ensemble dunkle, in gedeckten Farben gehaltene, Kostüme.
Das imposante Bühnenbild wurde von Jens Janke gestaltet. Im Hintergrund befindet sich ein riesiges Notenblatt und vorne vier freistehende Blöcke, die wie Treppenstufen aufgebaut sind, welche wie Klaviertasten bemalt wurden. Die vier Blöcke sind dreh- und verschiebbar. Auf einer Seite sind jeweils Nischen eingebaut, die auch bespielt werden. Diese Klaviertreppe wird bei „Ich bin Musik“ gekonnt in Szene gesetzt, wenn Mozart über die Tasten tanzt.
Auf der Seitenbühne steht eine riesige Harfe mit Notenblatt. Hier befindet sich das Haus der Familie Weber. Das große Orchester unter der Leitung von Klaus Wilhelm glänzt bei allen Musikstilen, ob poppig, rockig oder romantisch. Vereinzelt werden in kurzen Sequenzen aus Wolfgang Amadeus Mozarts Musik gespielt.
Die stimmgewaltige Besetzung gibt dem Ganzen den letzten Schliff.
In MOZART! hat eigentlich jede Hauptrolle mehrere eigene Soloparts und genau diese Rollen wurden in Tecklenburg perfekt besetzt.
Thomas Borchert gibt den strengen Vater Leopold Mozart mit seinen zwei Wunderkindern: „Niemand liebt Dich so wie ich“. Für Gänsehaut sorgt Thomas Borchert mit dem Lied „Schließ dein Herz in Eisen ein“ Sowohl gesanglich als auch schauspielerisch bietet er eine grandiose Darbietung.
Valerie Luksch spielt Nannerl, die Schwester von Wolfgang, steht aber immer im Schatten ihres Bruders. Trotzdem versucht sie zwischen Vater und Sohn zu vermitteln, am Ende erfolglos: „Der Prinz ist fort“.
Die Baronin von Waldstätten wird gespielt von Wietske van Tongeren. Die Baronin ist Mozarts Mentorin und Sponsorin, sorgt mit dem Lied „Gold von den Sternen“ ebenfalls für Gänsehautmomente beim Publikum und schwebt mit Mozart auf einem der vier Blöcke davon.
Die Figur des Erzbischofs von Salzburg, Hieronymus Colloredo wird verkörpert von Alexander di Capri. Ihm geht es immer nur darum, an die Manuskripte von Mozart zu kommen. Dafür ist ihm jedes Mittel recht. Auch di Capri hat seinen eigenen Song auf der Bühne: „Wie kann es möglich sein“.
Christian Schöne als Graf Arco ist der Handlanger von Colloredo und übertrifft seinen Auftraggeber noch in Boshaftigkeit. Christian Schöne setzt den Widerling gekonnt in Szene.
Katia Bischoff ist Constanze Weber. Sie sticht unter anderem mit dem Lied „Irgendwo wird immer getanzt“ hervor.
Benjamin Eberling schlüpft in die Rolle des Emanuel Schikaneder und überredet Mozart „Die Zauberflöte“ zu komponieren: „Ein bissel fürs Hirn und ein bissel fürs Herz“.
Die Hauptrolle wird eigentlich gespielt von Jan-Philipp Rekeszus (siehe Fotos). Doch Anfang August fiel er wegen Krankheit für mehrere Shows aus. Bei den Freilichtspielen Tecklenburg gibt es für die Hauptrollen keine Zweitbesetzung. Also musste kurzerhand improvisiert werden, um nicht die ganze Show ausfallen zu lassen. In die Rolle des Wolfgang Mozart auf der Bühne schlüpfte die Regieassistentin und Musicaldarstellerin Janina Niehaus. Die Stimme bekam sie von Thomas Hohler verliehen, der neben dem Dirigenten im Bühnengraben stand und extra aus Fulda angereist war.
Es war beeindruckend, wie die beiden perfekt harmonierten. Als Regieassistentin konnte Janina Niehaus die Rolle des Mozart inn- und auswendig. Thomas Hohler ergänzte sie mit einer atemberaubenden, stimmlichen Leistung vom Bühnenrand aus.
Am Ende gab es langanhaltend Standing Ovation. Ein besonderer Abend auf der Freilichtbühne Tecklenburg.
6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik: Verena Bartsch;
Fotos: Faszinations-Fotografie by Holger Bulk - www.holgerbulk.de
22.07.2023 - Open Air/ Dinslaken
Sommernacht des Musicals 2023
Hier muss man immer besonders schnell sein mit dem Bestellen der Karten, denn schon jetzt gibt es kaum noch Tickets für 2024. Mit der Musical-Gala wird das „Fantastival“ Dinslaken jedes Jahr beendet.
Leider blieb in diesem Jahr der laue Sommerabend aus. Die meisten Zuschauer:innen saßen ab der Pause im strömenden Regen, aber die Solokünstler:innen auf der Bühne heizten dem Publikum ordentlich ein.
Für Celena Pieper, Aisata Blackman und Abla Alaoui war es die erste Sommernacht des Musicals, sie standen gemeinsam mit Mark Seibert, Philipp Büttner und Dauergast Patrick Stanke auf der Bühne.
Zudem bot der 3-köpfige Chor auch Solonummern dar und sorgte unter anderem mit „He Lives In You“ aus „König der Löwen“ für ein angenehmes Kribbeln im Publikum.
Für Gänsehaut sorgte auch „Bring Him Home“, von Patrick Stanke, Mark Seibert und Philipp Büttner - zusammen vorgetragen.
Mark Seibert überzeugte gesanglich mit „Mir fehlt dein Gesang“ als Phantom aus „Love Never Dies“, ebenso als Tod im Duett mit Philipp Büttner „Die Schatten werden länger“.
Wenn schon eine Darstellerin aus der Eiskönigin zu Gast in Dinslaken ist, durfte natürlich das Lied „Lass jetzt los“ nicht fehlen, dargeboten von Celena Pieper.
Für einen weiteren magischen Moment sorgte Aisata Blackman mit ihrer stimmgewaltigen Darbietung von „I will always love you“.
Abla Alaoui präsentierte unter anderem das Lied „Irgendwann“ aus „Goethe".
Doch auch wenn bei den Damen der eine oder andere gesangliche Lichtblick zu vernehmen war, über weite Strecken des Abends konnten sie nicht überzeugen.
Neben der Sommernacht haben die Produzenten auch ein weiteres Format ins Leben gerufen, „Musical Unplugged“. Dafür machte Patrick Stanke im Publikum mit dem Lied „Leuchtturm“ Werbung. Hier gibt es noch einige Karten für das Konzert am 16.12.2023 in Solingen.
Im Großen und Ganzen war DIE SOMMERNACHT DES MUSICALS 2023 mir einigen Abstrichen ein gelungener Abend und man darf auf das nächste Jahr gespannt sein.
3 von 6 Sternen: ★★★
Kritik: Verena Bartsch; Fotos: Jürgen Vallerien
27.05.2023 - Staatstheater am Gärtnerplatz/ München
TOOTSIE – Das Musical
Die Broadway-Musicalkomödie TOOTSIE, mit Musik und Liedtexten von David Yazbek und einem Buch von Robert Horn (deutsche Übersetzung Roman Hinze) basiert auf dem gleichnamigen amerikanischen Film von 1982, geschrieben von Larry Gelbart, Murray Schisgal und Don McGuire. Anders als im Film, der eine Seifenoper thematisiert, bildet die Welt einer Theateraufführung den Rahmen für das Musical.
Tootsie erforscht Themen wie Identität, Liebe und die Herausforderungen, mit denen Menschen konfrontiert sind, wenn sie ihre Träume verfolgen.
Das Musical erzählt auf ähnliche Weise (Regie Gil Mehmert; Dramaturgie Michael Alexander Rinz) wie der Film die Geschichte des talentierten, aber impulsiven Schauspielers Michael Dorsey (Armin Kahl), dessen schwieriger Ruf und ausbleibende Rollenangebote ihn dazu bringen, sich eine neue Identität als talentierte Schauspielerin Dorothy Michaels anzueignen. Als Dorothy erobert er die Theaterwelt im Sturm und wird schnell zur gefeierten Darstellerin. Doch als er sich in seine Schauspielkollegin Julie Nichols (Bettina Mönch) verliebt, findet er sich in einem Netz aus Lügen und Problemen wieder. Michael steht vor der Wahl, ob er die Wahrheit enthüllen und damit seine Karriere riskieren, oder sein Geheimnis weiterhin bewahren will.
Armin Kahl bezaubert an diesem Abend mit seinem stimmlichen und schauspielerischen Facettenreichtum, welches mit viel Witz und Charme von ihm verfeinert wird. Energisch und voller Inspiration verkörpert er die weibliche Kunstfigur Dorothy Michaels, mit welcher er schlussendlich wieder zum selbstreflektierenden und emotional ausgelaugten Michael Dorsey zurückfindet.
Julie Nichols wird von Bettina Mönch als sanftmütige und bodenständige Schauspielerin verkörpert. Die umfassende schauspielerische Bandbreite wird durch Mönchs´ stimmliche Kapazität untermalen. Julie Nichols und Dorothy Michaels ergeben an diesem Abend ein beeindruckendes Duo.
Besonders hervorzuheben sind die Nebenrollen der Ex-Freundin von Michael Dorsey, Sandy Lester (Julia Sturzlbaum), Michael`s Mitbewohner Jeff Slater (Gunnar Frietsch) und der Schauspieler Max Van Horn (Daniel Gutmann). Alle drei hinterlassen einen bemerkenswerten Eindruck durch ihre Spielfreude und gesangliche Leistungen.
Auch die weiteren Rollen Ron Carlisle (Alexander Franzen), Rita Marshall (Dagmar Hellberg), Stan Fields (Erwin Windegger), Stuart (Peter Neustifter), Suzie Tracey (Adele Cooper), Carl (Frank Berg) und das gesamte Ensemble (Evita Komp, Samantha Turton, Lara de Toscano, Jane Lynn Steinbrunn, Andreas Nützl, Christian Schleinzer, Alexander Moitzi, Oriol Tula) rundeten den Abend durch detailreiche Interaktionen und viel Energie ab.
Mit hippen Choreografien (Adam Cooper), gut ausgearbeiteten Pointen und humorvollen Dialogen bietet Tootsie eine unterhaltsame und nachdenkliche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Rollen, die wir spielen, um erfolgreich zu sein. Eine Inszenierung, die an vielen Stellen für Lacher im Publikum sorgte, ohne aber an Ernsthaftigkeit zu verlieren.
6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik: Sophia Kriwanek; Fotos: Jean-Marc Turmes
16.03.2023 - Stage Apollo Theater/ Stuttgart
Die Queen of Rock im Ländle
TINA – Das Tina Turner Musical
Nach mehreren Verzögerungen, geschuldet durch das Pandemie Roulette, ist sie jetzt endlich im Stage Apollo Theater in Stuttgart eingezogen. TINA erzählt biografisch die Geschichte der „Queen of Rock“ Tina Turner (geb. Anna Mae Bullock) von ihren Anfängen bescheidenen Nutbush, Tennessee über ihren Kampf zurück ins Rampenlicht nach der Trennung von Ehemann und Bühnenpartner Ike Turner. Die bewegende Geschichte von Tina hat bereits in Hamburg viele Zuschauer fasziniert und sprengt in Stuttgart bereits vor der Premiere alle Erwartungen mit über 100.000 verkauften Tickets, wie Stage Entertainment in einer Pressemitteilung verlauten ließ.
Was fasziniert uns so an den Geschichten großer Künstler? Vermutlich meistens die Tatsache das wir geblendet von den Erfolgen übersehen das hinter jedem großen Star eine Person steckt, die für Ihre Fans und das Publikum lächelt und strahlt während sie wie wir alle im Inneren schwere Krisen bewältigen müssen. Höhen und Tiefen gehören schließlich zum Showbiz dazu. Doch was macht der Erfolg mit den Menschen im Privaten? Viele Fragen, die wir oft erst nach dem Tod eines Künstlers erfahren oder wenn diese ihre Geschichte mit der Öffentlichkeit teilen.
Zum Premierenabend gaben sich unter den rund 1.800 Gästen auch Promis wie Lets-Dance-Jurorin Motsi Mabuse, Musiker Dieter Thomas Kuhn und Sängerin Cassandra Stehen die Ehre. Auch sie hielt es bei Welthits wie ‚Proud Mary‘ und ‚What’s Love got to do with it‘ kaum auf den Plätzen. Besonders in den finalen Minuten der Show bebte der Saal wie seit langem nicht mehr. Kein Wunder bei vollen Reihen und einer starken Besetzung. Angeführt wird die nach unserer Information 21 Mann und Frau starke Abendbesetzung durch keine geringere als Aisata Blackman, die in Stuttgart bereits als Rachel Marron in Bodyguard ihre Stimme und gigantische Ausstrahlung präsentieren durfte. Aisata ist und bleibt eine Powerfrau. Was Sie anpackt, gelingt. Aus den Reihen des Publikums konnte man im Abschluss an die Vorstellung immer wieder die Frage heraushören, woher sie diese unglaubliche Energie nimmt, beinahe ohne Verschnaufpause über drei Stunden diese Qualität abzuliefern und dabei völlig authentisch zu sein.
Zwei kleine Kritikpunkte gibt es, unserer persönlichen Empfindung nach, am Stück aber dennoch. Die Geschichte soll im ersten Akt recht detailreich mehrere Jahre der Beziehung und Entfremdung von Tina und Ike Turner erzählen, handelt auch von häuslicher Gewalt und letztlich der Flucht aus der toxischen Ehe. Für den Zuschauer erscheint das Storytelling allerdings bis zum Entschluss sich zu trennen, recht langatmig im Vergleich zur zweiten Hälfte der Show. Der zweite Kritikpunkt bezieht sich auf den Sound. Zwischen den Schauspieldialogen mit kleineren Songs, welche die Story vorantreiben und den Knaller Songs, welche den Konzerteffekt der Show heraus stellen sollen, herrscht ein (vermutlich gewollter) immenser Tonunterschied. Dieser wird teilweise als störend wahrgenommen. Eventuell sollte hier das Soundteam noch etwas in die Feinjustierung gehen.
Insgesamt war es, wie immer, eine tolle Darbietung aller Beteiligten. Die Show spielt, mit Stand vom 23.3., bis einschließlich Dezember 2023, über eine Verlängerung oder ggf. einen Nachfolger ist bisher noch nichts bekannt, allerdings kann man im Anbetracht des guten Vorverkaufsstarts von einer Verlängerung ausgehen.
5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Sabrina Bühler; Fotos: Jana Abbt