14.09.2023 - Freie Bühne Wieden/ Wien

I Love You, You’re Perfect, Now Change
Gastspiel

Seit Gott die Menschen erschaffen hat, dreht sich alles um (Liebes-)Beziehungen in den diversen Formen. Mit einer Analyse in kleinen Episoden startet die Freie Bühne Wieden in die neue Saison.

In dem Gastspiel I LOVE YOU, YOU´RE PERFECT, NOW CHANGE schlüpfen vier Darsteller:innen in über 50 verschiedene Charaktere.
Es ist kein Musical im üblichen Sinn, sondern es sind lose, unabhängige Sequenzen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, aber im Großen gesehen, dann doch, denn alles dreht sich um das eine Thema: Beziehungen. Das erste Date und wie man sich vorbereitet. Folgt das Nächste oder sucht man sich gleich einen anderen potenziellen Kandidaten? Ist es besser als Frau gleich lesbisch zu werden im angesichts der Männer, die frei sind? Soll man die Verlobung noch lösen oder doch den Schritt für die ewige Verbundenheit wagen? Ist die Dauer bis zur Ewigkeit dann doch nicht so lange, heißt es wieder an den Start zurück? Und wenn der Tod schließlich die Ehe scheidet, soll man es nochmals wagen. Der Friedhof beziehungsweise Begräbnisse sind dann ein guter Pensionisten-Single-Pool. Und was nimmt man als Resümee nach Hause mit: Romanzen und Liebschaften begleiten uns das ganze Leben.

Sophie Blümel, Katharina Lochmann, Benjamin Rufin und Fin Holzwart zeigen die verschiedensten Facetten der Liebesverhältnisse auf realistische und witzige Weise. Immer wieder erkennt man sich in eigenen bereits erlebten Episoden wieder, egal ob schüchtern, draufgängerisch, gelangweilt, verzweifelt, hoffnungsvoll oder glücklich. Die ganze Gefühlspalette wird bedient. Verstärkt durch die musikalische Leitung von Walter Lochmann am Klavier, ein Meister seines Faches. Er versteht es die Gefühle der Lieder zu transportieren und diese Empfindungen im Publikum auszulösen, wenn sie diese vernimmt. Mal leicht, dann wieder tragisch, wandelt und verändert sie sich je nach Szene und fließt dahin. Unterstützt wird er von Katharina Cerny an der Violine.

Unter der Regie von Rita Sereinig ist eine ironische, spritzige, in manchen Passagen erotisch-pikante, unterhaltsame und kurzweilige Fassung dieses Musicals entstanden, welche sich mehr als drei Vorstellungen in die Freie Bühne Wieden verdient hätte.

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5 von 6 Sternen: ★★★★★
                           Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer

Enrico Treuse

09.09.2023 - Musiktheater Linz/ OÖ

SCHOOL OF ROCK
Deutschsprachige Erstaufführung

SCHOOL OF ROCK ist ein mitreißendes Musical von Andrew Lloyd Webber (Musik), Glenn Slater (Gesangstexte) und Julian Fellowes (Buch). Für die deutsche Fassung zeichnet sich Timothy Rolle verantwortlich. 

Nach dem Paramount-Film von Mike White wird die Geschichte von Dewey Finn erzählt, einem arbeitslosen Rockmusiker, der sich kurzerhand als Ersatzlehrer ausgibt. Er findet sich in einer angesehenen Privatschule wieder und entdeckt das ungenutzte musikalische Talent seiner Schüler. Dewey formt die Kinder zu einer Rockband namens "School of Rock" und bereitet sie auf den Battle of the Bands-Wettbewerb vor. Während er die Schüler in den Feinheiten des Rock 'n' Roll unterrichtet, entwickelt sich eine tiefgreifende Geschichte von Selbstfindung und Teamarbeit. Doch als die Schulleitung und die Eltern Deweys Schwindel entdecken, steht die Zukunft der Band auf dem Spiel. Zusammen beweisen die Kinder, dass sie mehr sind als nur musikalische Talente.

Noah Grubinger, Kinderensemble

Im Mittelpunkt der Besetzung steht das Kinderensemble, bestehend aus 14 Kindern, die nicht nur tanzen, singen und mit Schauspiel überzeugen, sondern auch musikalisch begleiten. Mit Freude, Bühnenpräsenz, jugendlichem Charme und Schlagfertigkeit beeindrucken sie das Premierenpublikum, welches immer wieder verdienten Zwischenapplaus zollt.

Enrico Treuse gibt in der Hauptrolle des Dewey Finn sein Debut am Musiktheater Linz. Obwohl er zu Beginn einige stimmliche Unsicherheiten zeigte, entfaltet er im zweiten Akt eine einnehmende rockige Bühnenpräsenz, welche vor allem im Klassenzimmer für Mitwippen im Publikum sorgte.

Enrico Treuse mit Alexandra-Yoana Alexandrova

Neben dem Kinderensemble ist es vor allem die Rolle der Schuldirektorin, die an diesem Premierenabend aufhören lässt. Alexandra-Yoana Alexandrova glänzt mit ihrer zunächst peniblen Verkörperung, welche im Laufe des Stücks immer zugänglicher und leidenschaftlicher wird. Mit ihrem klaren Koloratursopran begeisterte auch sie an diesem Abend erstmalig das Publikum des Musiktheater Linz.

Sanne Mieloo verkörpert als Patty du Marco die bestimmende und charakterstarke Ehefrau von Ned Schneebly (Christian Fröhlich), ein schauspielerisch perfekt abgestimmtes Bühnenpaar.

Karsten Kenzel, Lukas Sandmann, Enrico Treuse

In Mehrfachrollen (es wird sich stereotyper Lehrer- und Elterntypen bedient) runden Daniela Dett, Celina dos Santos, Christian Funk, Karsten Kenzel, Linda Krischke, Valerie Luksch, Richard McCowen, Max Niemeyer, Joel Parnis, Lukas Sandmann und Tina Schöltzke das Bühnengeschehen gesanglich, als auch schauspielerisch in gewohnt hoher Qualität ab.

Die Inszenierung durch Matthias Davids setzt auf Gruppendynamik und einen unkomplizierten Musical-Abend. Die drei abwechselnden Szenen der Drehbühne und die Kostüme unterstützen den Handlungsstrang, schöpfen aber nicht das gesamte Potential aus, wie man es von anderen Produktionen am Musiktheater Linz gewohnt ist. Tom Bitterlich, als musikalischer Leiter, überzeugt an diesem Abend im minimierten Orchestergraben, er nimmt Jung und Alt auf der Bühne gleichermaßen gekonnt unter seine Fittiche.

Insgesamt war es eine energiegeladene Vorstellung, wenn auch mit phasenweiser Langatmigkeit im ersten Akt. Im Musiktheater Linz wird mit SCHOOL OF ROCK noch bis inklusive März 2024 die Bühne gerockt.

  • Alexandra-Yoana Alexandrova, Kinderensemble
  • Divine Biira, Michael Falkner, Enrico Treuse, Jana Engler
  • Dominik Ehlers, David Pfister, Enrico Treuse
  • Enrico Treuse und Kinderensemble
  • Enrico Treuse, Alexandra-Yoana Alexandrova
  • Enrico Treuse, Kinderensemble
  • Eva und Greta Winkelhofer, Michael Falkner
  • Jakob Blaimschein, Sam Göll, Elisabeth Baehr, Eva und Greta Winkelhofer
  • Joel Parnis, Karsten Kenzel, Lukas Sandmann, Enrico Treuse, Christian Funk
  • Lea Steigerstorfer, Emilia Seitlinger, Eva und Greta Winkelhofer
  • Lukas Sandmann
  • Max Nimführ, Enrico Treuse, Jana Engler, Divine Biira
  • Max Nimführ, Enrico Treuse
  • Max Nimführ, Gabriel Federspieler

4 von 6 Sternen: ★★★★
Kritik: Sophia Kriwanek; Fotos: Reinhard Winkler

www.landestheater-linz.at/musiktheater

(c) Theatercouch

03.09.2023 - Burg Perchtoldsdorf/ NÖ

MELODIENREISE
Die schönsten Lieder aus den Musicals von Rory Six

Man soll bekanntlich die Feste feiern, wie sie fallen und besonders die runden Geburtstage. Einen solchen, nämlich den 40igsten, feierte Musicaldarsteller und Komponist Rory Six. Seit 15 Jahren lebt und arbeitet der gebürtige Belgier in Österreich. Zuletzt spielte er die Hauptrolle des Alt- Deuteronimus im Musical „Cats“ (Ronacher). Nebenbei ist er auch der Leiter des Theatervereins „Theatercouch“.

Mit seinen 40 Jahren hat er bereits zahlreiche, teils preisgekrönte, Musicals geschrieben. Schließlich braucht er auch nur zwei Wochen pro Werk (für die Niederschrift). Davor sind einige Monate des Konzipierens. Woher er seine Inspirationen erhält, weiß er selbst nicht. Sie kommen einfach. Das kann zum Beispiel bei einem Filmschauen entstehen.

Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen feierten in der Burg Perchtoldsdorf seinen Geburtstag mit Ausschnitten aus seinen Werken „Wenn Rosenblätter fallen“, „Ein wenig Farbe“, „Luna“, „Die Mädchen von Oostende“, „Namen an der Wand“, „Weihnachtsengel küsst man nicht“, „Finder“ und der Weltpremiere „Jenseits der Masken“, darunter Andreas Bieber, Oliver Arno, Rob Pelzer, André Bauer, Katja Berg, Linda Hold, Markus Neugebauer, Nicolas Tenerani, Robert D. Marx, Denise Jastraunig, Fin Holzwart, Barbara Catska, Anja Haeseli, Lisa Radl, Rebecca Soumagné, Amelie Polak, Sarah Zippusch, Simon Stockinger und Ryta Tale.

  • Simon Stockinger
  • Sarah-Zippusch
  • Ryta Tale
  • Rory_Six
  • Robert D. Marx
  • Rob Pelzer
  • Rebecca Soumagné
  • Oliver Arno
  • Nicolas Tenerani
  • Markus Neugebauer
  • Lisa Radl
  • Linda Hold
  • Katja Berg
  • Fin Holzwart
  • Denise Jaustraneg


Rory Sixs Melodien sind teilweise sehr melancholisch und emotional, berühren und bauen eine Spannung auf. Wie gefühlsbetont und leidenschaftlich die Melodien sind, konnte man bei der Zugabe erleben, bei der sich Rory Six selbst am Keyboard begleitete. Frizz Fischer (Keyboard) hatte mit seinem kleinen Orchester/Band bis dahin auf eine möglichst laute und eher monotone musikalische Umsetzung gesorgt. Schaden, denn neben zwei Gitarren, E-Bass und Drums standen auch Violine, Cello und Harfe zur Verfügung, welche aber im Rhythmus dem Beat zum Opfer fielen. Schade, denn so manch guter Song litt unter der dadurch entstandenen Eintönigkeit. Es fehlte an Sensibilität. Am besten kamen die großen der Musicalszene damit zurecht. André Bauer, Andreas Bieber, Katja Berg, Oliver Arno und Rob Pelzer konnten echte Gefühle in ihre Interpretationen legen.

In nächster Zeit gibt es einige Möglichkeiten Stücke von und mit Rory Six in Wien und Umgebung zu sehen. Spannend wird die szenische Lesung mit Musik seines neuesten Werkes „Jenseits der Masken“ im „Das Vindobona“.

Da die MELODIENREISE eine Gala für das Geburtstagskind war, sehen wir von einer Sterne-Bewertung ab.

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                                   Kritik:
Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer

02.09.2023 - Stadttheater Baden/ NÖ

MUSICALKONZERT

v.l.n.r.: René Rumpold, Iva Schell, Ann Mandrella, Drew Sarich


Noch einmal hieß es „Willkommen, bienvenue, welcome“ im Stadttheater Baden. Die Protagonistinnen und Protagonisten der Sommerproduktion Baden luden zu einem abschließenden Musicalkonzert ein: Iva Schell, Ann Mandrella, Drew Sarich und Rene Rumpold (musste die Rolle des Herrn Schulz kurzfristig krankheitsbedingt absagen).

Den Schwerpunkt dieses Abends bildeten Musicalklassiker oder Stücke, welche bereits in Baden aufgeführt wurden. Dabei erwies sich das Orchester unter der musikalischen Leitung von Andjelko Igrec als heimlicher Star des Abends. Mit messerscharfer Präzision und weichen, runden Klängen verschmolz das Orchester mit den Gesangsstimmen zu einem wahren Hörgenuß. Speziell bei den instrumentalen Selections von „Porgy and Bess“ und dem „Mambo“ aus der „West Side Story“ konnten die Musiker:innen ihre Klasse zeigen. 

Die Zuschauer:innen erlebten jedoch auch leise Töne und a capella Versionen. „Moon River“ von Ann Mandrella, von ihrem Mann Drew Sarich an der Gitarre begleitet, war so ein intimer Augenblick.
Der musicalische Streifzug reichte von „West Side Story“, das gleich mit fünf Songs vertreten war, über „Jesus Christ Superstar“, „La Cage aux Folles“, „Evita“, „Kuss der Spinnenfrau“, „Les Misérables“ bis zu „High Society“, „Brigadoon“, „Nine“ und „Guys and Dolls“.
Mit „My Heart Will Go On“ (René Rumpold) und „Moon River“ (Ann Mandrella) mischten sich auch zwei Filmhits in das Musicalkonzert.

Berührend waren Ann Mandrella und Iva Schell mit „A Boy like that“, René Rumpold mit „I Only want to say“ und Drew Sarich mit „Bring Him Home“. Vom Publikum umjubelt wurden René Rumpold und Drew Sarich mit ihrem Duett „Ich bin, was ich bin“ als Duett. Mit mystischer Stimme erinnerte Ann Mandrella nochmals mit „Kuss der Spinnenfrau“ an ihre Rolle im Stadttheater Baden 2019. Iva Schell gab eine stimmgewaltige Evita.

Das MUSICALKONZERT war ein kurzweiliger und nostalgischer Abend. Es war großartig, die Musicalklassiker und wunderbaren Melodien in hervorragender Orchestrierung zu erleben und sich nicht den oftmals schmerzhaft übersteuerten Schlagzeug- Bass- und Keyboard-Klängen ausgeliefert worden zu sein. Melodien und Gesang verschmolzen zu einem harmonischen Ganzen, was man leider in den letzten Jahren bei größeren Musicalkonzerten kaum mehr zu hören bekommt.

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5 von 6 Sternen: ★★★★
                               Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer

www.buehnebaden.at

Rudi Larsen, Stephan Paryla-Raky

01.09.2023 - Teisenhoferhof/ Weißenkirchen NÖ

Wachau-Festspiele Weißenkirchen
Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben

Der Tod, in Bayern auch „Boanlkramer“ genannt, holt sich jeden Menschen, egal ob jung oder alt, sobald deren Zeit auf Erden abgelaufen ist. Doch was passiert, wenn Gevatter Tod einen schlechten Tag hat und der Auftrag misslingt?

Nachdem sein Schuss bei einer Jagd auf den 72jährigen Brandner Kaspar misslingt, folgt er ihm heim und bemüht sich den gewieften Bauern zu überreden mitzugehen.
Dieser weigert sich vehement, da er noch viel vorhat und am Leben hängt. So ist Auerhahnbalz im Frühjahr, Rehpirsch im Sommer und vor allem will er seine Enkelin Marei mit einem schuldenfreien Brautgut zurücklassen. Mit List und Tücke verführt er den einsamen und stets frierenden Boanlkramer mit Marillenschnaps und betrügt ihn beim Kartenspiel. So gewinnt er eine Frist von 18 Jahren. Da der Brandner Kaspar für die kommenden Jahre Unsterblichkeit erlangt hat, kann er sein Leben in vollen Zügen und mit jeder Menge Risko begehen. Doch der Betrug bleibt im Himmel nicht unbemerkt und fordert zudem einen hohen Preis.

Felix Kurmayer, Gerhard Karzel

„Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben“ ist eine Komödie mit Tiefgang. Essenzielle Fragen des Lebens stehen im Mittelpunkt, ohne aber die Leichtigkeit zu verlieren. Der Tod soll seinen Schrecken verlieren, so die Grundessenz des Stückes. Vom gefürchteten, abzuwehrenden Gegner wird er am Ende fast zu einem erlösenden Freund.

Rudi Larsen ist eine Idealbesetzung für den so am Leben hängenden Brandner Kaspar. Er verleiht der Rolle Tiefe, indem er in die Vielschichtigkeit des Charkters eintaucht. Sein Spiel ist voller Leichtigkeit, ohne die Ernsthaftigkeit zu verlieren und mit einer unglaublicher Bühnenpräsenz das Publikum begeistert.
Sein Wiederpart, den Boanlkramer spielt eindrucksvoll Stephan Paryla-Raky, ein Komödiant, dem man den Schelm schon am Gesichtsausdruck erkennt. Er vermenschlicht den Tod und macht ihn sympathisch. Köstlich, wie er dem Marillenschnaps nicht widerstehen kann oder auch, wie er versucht beim Portner im Himmel sein Vergehen zu rechtfertigen.

Martin Gesslbauer, Marcus Strahl, Natascha Shalaby

Neben den beiden Hauptakteuren glänzen zudem das himmlische Personal, bestehend aus dem kärntnerischen Glockengießer (Martin Gesslbauer), der nicht ganz so frommen Nonne (Natascha Shalaby), die dem Glücksspiel nicht so abgeneigt ist, dem imposanten, sehr strengen Erzengel Michael (Leila Strahl) in goldenem Outfit und dem über alles stehenden Portner (Marcus Strahl), mit Langhaarperücke ein Hingucker.

Anna Sophie Krenn, Rudi Larsen, Michael Zallinger

Anna Sophie Krenn als Marei versprüht Heimatfilmcharme mit viel positiver, fast überschäumender Energie.
Das Ensemble wird noch von Gerhard Karzel, Felix Kurmayer und Michael Zallinger ergänzt.

Die Bühnen entwarf Martin Gesselbauer. Es gibt mehrere Wände, welche sich drehen und verschieben lassen, um neue Spielorte entstehen zu lassen. Andreas Ivancsics versteht, es die Bühne und Wände des renaissance-trächtigen Teisenhoferhofs mit stets passenden Projektionen Stimmungen zu verstärken und Räume zu erweitern.
Die Kostüme stammen von Christine Zauchinger und sind der Zeit um Mitte des 19. Jahrhunderts angelehnt.

Der Brandner Kaspar ist eine literarische Figur aus einer Erzählung Franz von Kobells in oberbairischer Mundart, die 1871 in den Fliegenden Blättern veröffentlicht wurde. Kobells Ururgroßneffe Kurt Wilhelm bearbeitete und inszenierte 1975 das Werk seines Vorfahren für das Residenztheater in München. Die Fassung Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben stand bis 2001 über 1000-mal im Programm des Bayerischen Staatsschauspiels und wurde von über 60 Bühnen übernommen. Wilhelm fügte auch die zahlreichen und nun doch stark humoristischen „himmlischen Szenen“ hinzu.
Unter der Regie von Intendant Marcus Strahl spielt die Geschichte nun in der Wachau, mit all den Gepflogenheiten, wie Dialekt und dem allseits beliebten Marillenschnaps.

„Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben" ist eben nicht nur eine simple Komödie sondern liefert die Botschaft, dass jeder Tag auf Erden ein Geschenk ist und man in Anbetracht dessen das Leben genießen soll. Doch selbst vor dem Ende braucht sich niemand zu fürchten, so ferne man redlich gelebt hat.

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5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Wolfgang Springer; Fotos: Wachauer Festspiele/ Gerhard Grail

(c) Komödie am Kai

29.08.2023 - Komödie am Kai/ Wien

PIRANHAS IM WASSERBETT
Gastspiel in der Komödie am Kai

Was haben Piranhas im Wasserbett zu suchen? Sie sind ein abstraktes Synonym des stromlinienförmigen Daseins einer Ehe, das eine Wende herbeiführen soll, als letzte Rettung, wenn der Rausch der Ekstase im Ehebett ausbleibt. Was ist dann nach einer langjährigen Ehe noch übrig? Ein Ferrari oder nur mehr ein Tretroller als Mann im Bett?

Die Komödie am Kai eröffnet die neue Spielsaison mit dem Gastspiel vom Theater Sommer Klagenfurt (2020 und 2021) „Piranhas im Wasserbett“ von Peter Limburg unter der Regie von Heinrich Baumgartner. Es stehen, wie schon in Kärnten Katarina Hartmann, Felicitas Lukas, Sebastian Krawczynski und Wilhelm Prainsack auf der Bühne.

Zwei, seit Jahren befreundete Ehepaare, die voneinander glauben die perfekte Beziehung zu führen, schlittern unausweichlich in die Midlifecrisis und dessen verbundene Zweifel an sich und das Leben.
Doreen und Armin, beruflich erfolgreich und kinderlos, beginnen nach 15 Jahren ihre Ehe kritisch zu betrachten. Es ist Doreen die ihren Ehemann in endlos, mühsame Diskussionen verwickelt. Jedes Wort, jede Geste oder jeder Blick wird auf die Waagschale gelegt, denn ihre Auffassungen über Armins Liebeskünste triften weit auseinander. So sucht sie Antworten in einschlägiger Fachliteratur.
Für Bea und Clemens ist Leidenschaft ein Fremdwort geworden, dennoch sind sie mit ihrem Leben und ihren zwei Kindern glücklich.
Die Freundschaft der Vier ist eine feste Konstante. Man kann sich alles erzählen und Rat holen. Alles läuft harmonisch, bis eine verhängnisvolle Nachricht aus alter Zeit die inneren Piranhas weckt und die Gefühle mächtig aufmischt.

(c) Komödie am Kai

Felicitas Lukas verkörpert die durchstrukturierte Weltverbesserin Doreen, mit stark ausgeprägten männlichen Attributen. Felicitas Lukas taucht dabei überzeugend in die verschiedenen Schichten der Psyche Doreens ein, in der Hoffnung, eine Wendung in ihrem Leben herbeizuführen. Sie ist zugleich der Gegenpart zu Katharina Hartmann als Bea. Diese ist der Ruhepol, ausgeglichen und umsichtig. Sie hat stets Verständnis für die anderen. Diese stoische Gelassenheit braucht sie auch bei ihrem Mann. Clemens der verschrobene Kunsthistoriker, mit Hang zum Muttersöhnchen und Hobbyornithologe, der sich ganz den Vögeln hingibt, wird hervorragend von Sebastian Krawczynski verkörpert. Sigmund Freud hätte wahrlich seine Freude mit ihm. Er lebt in seiner eigenen Welt und kann oft den Erwartungen seines Umfeldes nicht gerecht werden. Es sind seine Gestiken, Blicke, seine Unbeholfenheit, die seine Performance so mitreißend machen.
Wilhelm Prainsack, sportlich, voller Power und von sich überzeugt, hat es nicht leicht mit seiner Frau und tappt in so manches Fettnäpfchen bzw. wird regelrecht hineingetrieben. Doch er ist kein Unschuldsengel, erkennt aber auch die wahren Werte.

Das Bühnenbild von Patrice Keiner ist minimalistisch, leicht anpassbar und effektiv. Der Focus liegt klar auf den Darsteller:innen und den überzeugenden Beziehungsszenen, die teilweise überzeichnet, ironisch, vielleicht in Summe etwas zu langatmig dem Publikum einen Spiegel vor die Augen hält.

Nach diesem gelungenen Auftakt darf man sich bereits auf die neuen Produktionen freuen.

(c) Wolfgang Springer

5 von 6 Sternen: ★★★★                             Kritik: Michaela Springer

www.komoedieamkai.at

Viktoria Hillisch, Marius Lackenbucher

20.08.2023 - Theater im Bunker/ Mödling NÖ

AVENTURA.
Vom Abenteuer im Kopf und anderswo

„Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich, der sollte es mit Routine versuchen, die ist tödlich.“ (Paolo Coelho)

Wolfgang Lesky

Was ist der Reiz an einem Abenteuer? Die Gefahr? Das Außergewöhnliche? Und was macht ein Erlebnis zu einem wahren Abenteuer? Diese Frage geht das Ensemble vom „Theter des Fürchtens“ unter der Intendanz von Bruno Max in „AVENTURA. Vom Abenteuer im Kopf und anderswo“ nach und nimmt die Zuschauer:innen mit auf eine spektakuläre Phantasiereise.

Das Publikum wandert in kleinen Gruppen bis zu 20 Personen durch den ehemaligen Luftschutzstollen Mödling, welcher in den Jahren 1941/43 von italienischen Zwangsarbeitern als errichtet und der Mödlinger, Wiener Neudorfer und Süd Wiener Bevölkerung während des Bombenkriegs als Zufluchtsort diente. Bis zu 9000 Menschen fanden bei Luftangriffen Schutz in den Stollen. 

Bettina Soriat, Bernhardt Jammernegg

Im Sommer 2023 kann man hier jedoch einzelne nicht zusammengehörige Szenen der Welt- und Populärkultur erleben. Hinter jeder Biegung oder verschlossener Tür wartet ein neues Abenteuer. Mal trifft man Kapitän Nemo, lauscht Casanovas amörsen Erinnerungen, sieht die Wall Street Banker beim „Geldmachen“, hört die Ballade eines Seeräubers von Bertold Brecht oder wird in Monty Python Manier in eine satirische Afrika Geschichte verstrickt, was natürlich skurill anmutend ist. Man begegnet Helden, wie Indiana Jones, Lara Croft oder Mata Hari. Mal ist man mitten in einer makabren Wette, dann inmitten eines Krieges gefangen, um sich am Ende der Frage zu stellen: „Wer möchte man sein.“

Marcus Ganser hat mit der Raumgestaltung eine sehr detailgetreue, lebhafte Atmosphäre geschaffen. Der Seeräuber, in diesem Fall weiblich durch Bettina Soriat verkörpert, watet durch echtes Wasser, der afrikanische Dschungel erblüht mit duftender Flora, das Innere einer ägyptischen Grabkammer ist mit bunten Hieroglyphen und einem Sarkophag ausgestattet, die kühle Wall Street-Einrichtung oder das Innere eines Unterseebootes beflügeln das Kopfkino.

Raimund Brandner, Bruno Max

Bruno Max schafft mit seinem Team Theater zum Staunen und Nachdenken. Er behandelt das Thema Abenteuer auf verschiedenen Arten. In etwa 1,5 Stunden wechselt man etwa alle 10 Minuten die Location und befindet sich rasch in einem Abenteuerrausch, hin und her gerissen zwischen Zeit und Raum. AVENTURA ist mehr als Theater. Es ist eine extravagante Produktion und ein Erlebnis, welches man nicht verpassen sollte.

  • Wolfgang Muhr, Paul Barna, Benita Holzhammer
  • Alina Taborsky
  • Bruno Max
  • David Czifer, Eva Christina Binder
  • Eva Maria Scholz, Ulrike Hübl
  • Felix Frank
  • Florian Lebek, Christoph Prückner
  • Helfried Moll, Eva Maria Scholz, Ulrike Hübl, Christoph Prückner
  • Helfried Roll, Christoph Prückner
  • Manfred Schwaiger
  • Manuel Bauhofer, Eva Lorenzo, Jörg Stelling
  • Manuel Bauhofer, Jörg Stelling
  • Mario Schober, Anais Golder, Sam Madwar
  • Marion Rottenhofer, Tina Haller, Christina Saginth
  • Marion Rottenhofer, Xiting Shan, Tina Haller,-Christina Saginth


6 von 6 Sternen:
★★★★★
                        Kritik: Michaela Springer; Fotos: Bettina Frenzel

www.theaterimbunker.at

Drew Sarich

22.07.2023 - Stadttheater Baden/ NÖ

CABARET

Nirgendwo sind in Girls and Boys so schön wie im Kit Kat Club, sogar das Orchester ist wunderschön. Und so begrüßt diesen Sommer Drew Sarich als der Conférencier die Zuschauer:innen im Stadttheater Baden - „Willkommen! Bienvenue! Welcome!“ - und entführt sie in das verruchte, zügellose Deutschland der 1930iger Jahre. 

Als transsexueller Conférencier, der mit seinem Kostüm den Umbruch symbolisiert, erzählt er die Geschichte ohne sie zu bewerten und provoziert mit einem Augenzwinkern das Publikum. CABARET ist eine schockierende Gesellschaftsanalyse als Musical verpackt und immer noch aktuell. Drew Sarich beeindruckt in seiner Rolle, sowohl gesanglich als darstellerisch. Seine kühlen Auf- und Abgänge sind geschmeidig und elegant in High Heels, mit seinen kritischen Blicken macht er sich die Figur ganz zu eigen.

Emily Nathan, Ann Mandrella, Alexander Donesch

Berlin in den 1930iger Jahren ist eine pulsierende Stadt voller Leben und Toleranz. Das Leben wird ausschweifend und zügellos gefeiert. Moral ist nur ein Wort. Die Geschlechterrollen werden neu definiert. Aber man spürt schon die heranrollende Wende, die nicht aufzuhalten ist. Im Kit Kat Club ist die Welt noch in Ordnung, so scheint es. Zumindest empfindet das die in politischer Hinsicht naive Sally Bowles.
Natürlich ist Sally Bowles eine fiktive Figur, basiert aber auf Jean Ross, einer britischen Schauspielerin. Die Figur erschien 1939 im Roman „Goodbye to Berlin“ von Christopher Isherwood und ist zentrale Figur im Bühnenstück „I am a Camera von John Van Druten“ (1951). Jean Ross war 19 Jahre alt, als sie Inspiration für die Figur der Sally war. Ein Alter, bei dem man jemandem diese Naivität noch abnimmt.

Ann Mandrella ist eine starke Persönlichkeit mit ebenso starker Bühnenpräsenz. Doch sie überzeugt nicht als 19-jähriges Mädchen. Aber warum muss Sally Bowles auf so jung inszeniert werden. Eine Nachtclubsängerin darf ruhig auch älter und reifer sein. In den Szenen, in denen sie die naive 19-jährige auslässt, ist Ann Mandrella überzeugend charmant, verrucht, verzweifelt und kämpferisch.
Alexander Donesch gibt einen soliden, sympathischen Cliff.

Maya Hakvoort, Artur Ortens

Doch Maya Hakvoort und Artur Ortens als Fräulein Schneier und Herr Schulz sind das Paar der Herzen. Sie berühren das Publikum mit kleinen Gesten. Vor allem Maya Hakvoort erschüttert mit Schwermut, Verbitterung, der aufkeimenden Verliebtheit und ihrer Selbstzerstörung durch ihr Vernunftdenken. Artur Ortens ist ihr liebevoll und positiv denkender Gegenpart mit unheimlicher Wärme und Zuneigung.
Die Frau mit den meisten Cousins, dessen Namen sie sich nicht merken kann, ist Fräulein Kost, hervorragend kokett von Iva Schell verkörpert.

Die Inszenierung von Leonard Prinsloo ist klassisch mit sehr feinen, effektiv eingesetzten Szenen, in denen der Nationalsozialismus einen bitteren Nachgeschmack bekommt und betroffen macht, wie die imposante Schlussszene, in der die offenbart wird, wie viele Juden unter den bekannten Gesichtern vernichtet wurden, welche bis vor kurzem noch ein Teil der deutschen Gesellschaft waren. Einfach mit Schüssen ausgelöscht.

Samir Bellido, Iva Schell, Maya Hakvoort

Die Kostüme (Mareile von Stritzky) und auch das Bühnenbild (Alexandra Burgstaller) bieten keine kreativen Überraschungen und sind an die 1930er Jahre angelehnt. Christina Comtesse sorgt für eine dezente Choreographie, bei der auch das Ballett der Bühne Baden zum Tragen kommt.

Bis auf die Auftritte von Drew Sarich, Maya Hakvoort und Artur Ortens ist die Badener Produktion von CABARET solide und eher unspektakulär. Diese drei rechtfertigen jedoch alleine schon einen Besuch in Baden im Sommer 2023.

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4 von 6 Sternen:
★★
                      Kritik: Michaela Springer; Fotos: Christian Husar

www.buehnebaden.at

Stefan Bleiberschnig (Zorro), Anna Burger (Luisa)

21.07.2023 - Felsenbühne Staatz/ NÖ

ZORRO - Das Musical
Die Premiere

Wenn diesen Sommer die Sonne bei der Ruine von Staatz untergeht, ist die Zeit für den Rächer der Armen gekommen. Zorro hat seinen großen Auftritt, eine imposante und geheimnisvolle Figur mit Maske und Umhang, die sich wagemutig gegen das Böse und vor allem gegen den Bruder stellt.

Seit 1919 begeistert Zorro Millionen von Menschen. Zahlreiche Bücher und Filme stellten ihn in den Mittelpunkt und seit 2008 auch ein Musical von Stephen Clark und Helen Edmundson mit der Musik der Gypsy Kings. Neun Monate lang war das Musical am Londoner West End Spielplan in der Saison 2008/ 09 zu sehen. Die deutsche Erstaufführung folgte 2015 in Tecklenburg mit Armin Kahl in der Titelfigur. Und nun erklingen die spanisch lateinamerikanischen Rhythmen unter der musikalischen Leitung von Gregor Sommer auch in der Naturkulisse der Felsenbühne Staatz.

Das Stück schwankt zwischen Drama und Komödie, oft verwischt sich jedoch die Grenze und so wirken manche Szenen (un-)gewollt peinlich. Anspielungen auf andere Musicals sind inkludiert, wie die Badewannenszene von „Tanz der Vampire“. 

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht das ungleiche Brüderpaar Diego und Ramon. Stefan Bleiberschnig überzeugt sowohl gesanglich als auch darstellerisch als Diego alias Zorro. Mal ist er Womanizer, dann Held oder Narr, wie es eben die Situation erfordert. Dabei ist er teilweise überfordert, kann sich aber stets noch vor einer Enttarnung retten. Unverständlicher Weise steht er zwischen zwei Frauen, Luisa und Inez, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Warum er sich in die naive, ungezügelte Luisa verliebt, wenn er bereits mit der selbstbewussten, feurigen Inez zusammen ist, bleibt ein Geheimnis der Autoren. Vielleicht sind es aber auch nur die sentimentalen Erinnerungen aus Kindheitstagen.

André Bauer (Ramon), Victoria Demuth (Inez)

Victoria Demuth als Inez verfügt über eine starke Bühnenpräsenz und weiß ihre Reize gekonnt in Szene zu setzen. Sie hat Temperament und ihr Spiel ist voller Leidenschaft und so der Gegenpart zu Anna Burger als Luisa, die zwar Kampfgeist beweist, aber eher hitzköpfig wirkt.

Die interessanteste, weil auch vielschichtigste Figur ist Ramon, wunderbar von André Bauer verkörpert. Es sind die äußeren Umstände, die ihn zu dem Bösewicht gemacht haben, der er nun ist. Ausdrucksstark setzt er seine Zerrissenheit in Szene, schwankt zwischen Täter und Oper. Er berührt emotional, um zugleich auch abstoßend zu wirken. Er kämpft beharrlich um die Liebe von Luisa, erschießt aber im nächsten Augenblick kaltblütig einen seiner Wachleute, weil er nicht richtig singen kann.

Werner Auer (Garcia), Ensemble

Werner Auer als Sergeant Garcia, dessen Liebe für Inez entflammt ist, ist köstlich amüsant, sein Auftreten imposant.

Das Bühnenbild fügt sich sehr harmonisch in die Naturkulisse ein. Mittels Projektionen werden die einzelnen Szenen verstärkt. Man bedient sich nur weniger Requisiten, wie etwa einen Zigeunerwagon der Gypsy Truppe.

ZORRO ist ein unterhaltsames Musical, ohne wirklichen Tiefgang und bei dem die Hits der Gypsy Kings Stimmung und gute Laune machen.

  • ZORRO-Ensemble
  • André Bauer (Ramon) und Ensemble
  • André Bauer (Ramon), Ensemble
  • André Bauer (Ramon), Stefan Bleiberschnig (Diego_)
  • Anna Burger (Luisa), Victoria Demuth (Inez)
  • Ensemble
  • Ludwig Flessl (Don Alejandro), André Bauer (Ramon)
  • Markus Hareter (Pater), Stefan Bleiberschnig (Zorro), Anna Burger (Luisa), André Bauer (Ramon)
  • Sophie Siquans (Junge Luisa), MarieDenner (Junger Diego), Emil Sommer (Junger Ramon)
  • Stefan Bleiberschnig (Diego), Anna Burger (Luisa), Ensemble
  • Stefan Bleiberschnig (Diego), Anna Burger (Luisa)
  • Stefan Bleiberschnig (Diego), Victoria Demuth (Inez), Anna Burger (Luisa), Ensemble
  • Stefan Bleiberschnig (Diego), Victoria Demuth (Inez)
  • Stefan Bleiberschnig (Zorro)
  • Stefan Bleiberschnig

4 von 6 Sternen: ★★★★
                             Kritik: Michaela Springer; Fotos: Harald Schillhammer

www.felsenbuehne-staatz.at

von links: Lukas Mayer, Charles Kreische, Fin Holzwart, Alexander Auler

19.07.2023 - Johann Pölz-Halle/ Amstetten NÖ

Musicalsommer Amstetten 2023
JERSEY BOYS
Die Premiere

Mit seiner packenden Handlung, eingängigen Songs und mitreißenden Performances hat sich Jersey Boys als ein Dauerbrenner auf den Bühnen weltweit etabliert und beeindruckt mit der einzigartigen Geschichte und dem Soundtrack der legendären Band „The Four Seasons“.
Das Musical JERSEY BOYS wurde von Marshall Brickman und Rick Elice geschrieben, die Idee für das Musical entstand, als Bob Gaudio, der Songwriter der „The Four Seasons“, von den Erfahrungen der Band erzählte. Das Stück gewann mehrere renommierte Preise, darunter den Tony Award für das Beste Musical. Nun begeistert die deutschsprachige Erstaufführung von JERSEY BOYS auch das Publikum in der Johann Pölz-Halle in Amstetten, im Zuge des Musical Sommer 2023.

von links: Barbara Castka, Maria Pambori, Livia Wrede

JERSEY BOYS behandelt den Aufstieg der Band in den 1960er Jahren, ursprünglich kommend von den Straßen von New Jersey, in den Musikolymp. Der Fokus liegt auf den vier Mitgliedern der Gruppe: dem talentierten Sänger Frankie Valli (Charles Kreische), dem Songwriter Bob Gaudio (Lukas Mayer), dem Bassisten Nick Massi (Alexander Auler) und dem Gitarristen Tommy DeVito (Fin Holzwart). Der Handlungsstrang des Musicals folgt ihrem steinigen Weg zum Ruhm, während sie sich mit finanziellen Problemen, Bandkonflikten und persönlichen Herausforderungen auseinandersetzen müssen. Das Publikum wird Zeuge der Entstehung ihrer größten Hits wie "Sherry", "Big Girls Don't Cry" und "Walk Like a Man".

von links: Barbara Castka, Livia Wrede, David Rodriguez-Yanez, Fabian Lukas Raup, Maria Pambori, Aday Velasco

Die Besetzung der Bandmitglieder beeindruckt auf allen Ebenen an diesem Abend. Ausdruck, Gesang, Tanzeinlagen und Schauspiel hinterlassen einen nachhaltig mitreißenden Eindruck. Der bemerkenswerte Stimmumfang von Charles Kreische, die Besonnenheit von Alexander Auler, die ausgezeichnete Gefühlsübertragung durch Lukas Mayer und die Verkörperung des schmierigen präpotenten Bandgründers durch Fin Holzwart - ein kleiner Auszug einer fantastischen Kombination auf der Bühne, die Augen und Ohren nachhaltig fesselt. Auch die Nebenrollen und das gesamte Ensemble sind top motiviert und vor allem bei den gemeinsamen Choreografien schwappt die Spielfreude, der Elan und die Energie auf das Publikum über.

von links: Nicolas Tenerani, Charles Kreische, Thomas Wegscheider

In der niederösterreichischen Stadt Amstetten vereinen sich für die Premiere des Musical Sommer 2023 mit JERSEY BOYS eine Top-Besetzung mit einer Top-Leistung. Es ist ein Musical-Abend, der das Publikum mit guter Laune und viel Respekt für alle Beteiligten zurücklässt: ein logisch aufgebauter Handlungsstrang, fetzige Choreografien, 7 Tonnen eigens angefertigtes Stahlbühnenbild, altbekannte Ohrwurm-Songs zum Mitwippen und Mitklatschen, gut platzierte Pointen und eine spielmotivierte und leidenschaftliche Besetzung.

Unsere Empfehlung: Schnell noch Restkarten sichern, um diese grandiose deutschsprachige Erstaufführung in Amstetten noch bis 12. August zu erleben – Oh, what a night!

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6 von 6 Sternen: ★★
                    Kritik: Sophia Kriwanek;
                    Fotos: Agentur ...und Punkt / Gerhard Sengstschmid

28.06.2023 - Tschauner Bühne/ Wien

TSCHAUNER ENTERPRISE
Die musikalische Stegreif Revue

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2023. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Tschauner Enterprise, das unterwegs ist, um unentdeckte Energien für Wien zu entdecken. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt sie dabei in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Die Mannschaft, der Hoffnungsträger der Wiener Linien, besteht aus Captain Jörg, der wohl schönste Captain des Weltalls und wird von Jürgen Kapaun wunderbar eitel, aber sympathisch verkörpert. Er erinnert an Barbies Ken, bewaffnet mit Lipgloss und heißem Modelgang inclusive Hansi Hinterseer Föhnwelle.
Isabel Meili gibt Lieutenant Elvira, die Influencerin mit Wiener Temperament und galaktischem Sprechtempo. Da kamen die Pointen am laufenden Band in Warpgeschwindigkeit. Mit ihrem Smartphone nimmt sie ihre Follower:innen mit auf die abenteuerliche Reise und berichtet über jedes noch so unwichtige Detail.
Mr. Speck (Thomas Schreiweis), halb Waldviertler halb Mensch und sprachlich dem deutsch-böhmischen Dialekt zugewandt, befindet sich in seiner alle sieben Jahre wiederkehrenden Brunftzeit. Gerade jetzt, wo er traditionell eine Postlerin ehelichen möchte, die er allerdings erst finden muss, bekommt er keinen Urlaubsschein.
Auf ihrer Mission trifft die Mannnschaft auf die resolute Mama Vader (Eva D.), die eigennützig Energie aufsaugt. Sie ist Herrscherin des Vergnügungsparks Halli Galli. Die Crew verliert immer mehr Kontrolle über ihre Emotionen. Vorrangig möchte sie ihren Sohn Hot Dog (Bernhard Viktorin), der halb Hund, halb Mensch ist, mit einer Prinzessin (Valerie Bolzano) verheiraten. Die wiederum ist in den Schlagersänger Space Cowboy (ebenfalls Bernhard Viktorin) verliebt. Der Hundesohn verliebt sich in Elvira und Mama Vader hat ein Auge auf Jörg geworfen. Ein Highlight ist Mama Vaders Verführung von Captain Jörg in ihre Space Speis mit dem Musical-Hit „Sei bereit“. Ihre Gesichtsmimik, ihr imposantes Auftreten, gepaart mit trockenem Humor und Selbstironie begeistert das Publikum. Eine Ähnlichkeit zu Hella von Sinnen kann ihr nicht abgesprochen werden.
Die Zuschauer:innen machten bei „Ein Stern, der meinen Namen trägt“, dem einzigen Hit des Space Cowboys, tatkräftig mit Händen in der Höhe mit. Da kam Stimmung auf. Am Ende löste sich die turbulente Mission, mit viel Wiener Schmäh und passenden Songs, für alle Mitwirkenden in Wohlgefallen auf.


Unter der Regie von Andy Hallwaxx feierte die unterhaltsame und kurzweilige Stegreif Revue TSCHAUNER ENTERPRISE am 28. Juni auf der Tschauner Bühne Premiere.
Die Choreografie von Lilly Kugler-König sind flott und mitreißend. Aufwendig gestaltet das Bühnenbild von Petra Fibich-Patzelt. Der erste Akt spielt im Raumschiff, im zweiten findet man sich auf dem bunt-schillernden Planeten Halli Galli wieder. Das Ein-Mann-Orchester Florian Schäfer sorgte für die perfekte musikalische Begleitung.
Die gelungene Space Odyssey endete mit dem Queen-Klassiker „Don’t stop me now“.

TSCHAUNER ENTERPRISE bis 03.09.2023 auf der TSCHAUNER Bühne.

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5 von 6 Sternen: ★★★★★
                            Kritik: Michaela Springer; Fotos: Bettina Frenzel

www.tschauner.at

26.06.2023 - Raimund Theater/ Wien

WE ARE MUSICAL - THE NEXT GENERATION


Die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) und die Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) holten am 26. Juni bereits zum fünften Mal den Absolventenjahrgang der MUK auf die große Musicalbühne des Raimund Theater. Im Rahmen von WE ARE MUSICAL - THE NEXT GENERATION treten angehende Musicalstars von morgen zusammen mit aktuellen Musicalgrößen auf. Die AbsolventInnen Bianca Basler, Marlene Fröhlich, Fabian Koller, Janik Oelsch, Cedric Schröter, Victoria Sedlacek, Benedikt Solle und Ann-Charlotte Wittmann bekamen hierdurch die Möglichkeit, sich einem breiten Publikum vorzustellen und die Vielfalt ihres erworbenen Könnens unter Beweis zu stellen. Neben den MUK-AbsolventInnen des diesjährigen Abschlussjahrgangs und den Studierenden des MUK Studiengangs "Musikalisches Unterhaltungstheater" (MUNTER) standen die Stargäste und MUK-Alumni Mark Seibert, Katharina Gorgi, Martin Berger und Moritz Mausser auf der Bühne, welche mit den AbsolventInnen selbstgewählte Songs präsentierten.

Eine Bandbreite an schauspielerischen und tänzerischen Darbietungen wurde dem Publikum des Raimundtheater an diesem Abend serviert. Neben eigenständig choreografierten Tanzeinlagen und neuen Songtext-Übersetzungen wurden auch Chorgesang und Sprechtexte präsentiert. Der Hauptteil des Abends bildeten Exzerpte aus Musical-Klassikern wie "Matilda", "Chicago", "Les Misérables" oder "The Prom". Auch andere Musikstilrichtungen wurden eingebracht, repräsentiert durch "Nessun dorma" aus "Turandot" und "Der Hölle Rache" aus "Die Zauberflöte".

Regisseur und MUK-Dozent Werner Sobotka sorgte für eine reibungslose und heitere Begleitung durch den Abend, untermalt von kleinen Interview-Einschüben zwischen ihm und den Stargästen. Die Liveband mit vier Mitgliedern, unter der musikalischen Leitung von MUK-Lehrendem Peter Uwira, sorgte für schwungvolle und kräftige Untermalung der Veranstaltung.

So vielfältig der Abend aufgefächert war durch unterschiedliche Persönlichkeiten und Stimmen, allen war das große Potential und die immense Bühnenfreude gemein. Das Publikum honorierte dies nicht nur mit großzügigem Zwischenapplaus, auch der wohlverdiente tosende Schlussapplaus spiegelte die Begeisterung des Publikums wider – ein wunderbares 5-jähriges Jubiläum von WE ARE MUSICAL - THE NEXT GENERATION.

5 von 6 Sternen: ★★★
            Kritik: Sophia Kriwanek; Fotos: VBW/ Stephanie J. Steindl

14.06.2023 - Tschauner Bühne/ Wien

NONNSENSE
Die kleinen Schwestern vom Flötzersteig

Eine verhängnisvolle Bouillabaisse zwingt die fünf überlebenden Nonnen des missionarischen Ordens „Die kleinen Schwestern vom Flötzersteig“ zu einem Showauftritt in der Tschauner Bühne. Das Kloster wird geplündert, um die Bühne geistlich zu dekorieren, schließlich muss das fehlende Geld für die noch vier zu beerdigenden Nonnen aufgebracht werden. Schwester Oberin setzte ihre Priorität auf einen Selbstbräuner, und so verweilen die Verstorbenen in der Tiefkühltruhe. Jetzt können die fünf Überlebenden ihre versteckten Talente zeigen. Im flippigen Musical NONNSENSE (Bestes Off Broadway Musical 1986) von Dan Goggin wird gesteppt, gesungen und getanzt.


Susanne Rietzals
als Schwester Oberin Maria Regina hat es nicht leicht. Sie ist oft der Verzweiflung nahe, muss die unterschiedlichen Nonnen zu Demut und Ordnung anhalten. Köstlich ihr versehentlicher Drogenrausch.
Sascha Ahrens (Schwester Hubert) ist die Nummer zwei, was sie stört und keine Gelegenheit auslässt, ihre Vorgesetzte zu kritisieren.
Nina Weiß gibt die quirlige Schwester Robert Anna, deren Traum die Bühne ist. Ihre Performances bringen großes Musical-Theater Flair auf die kleine Bühne.
Bettina Bogdany als Schwester Amnesia ist ein Highlight des Abends. Aufgrund ihrer Amnesie ist sie naiv, vergesslich und ist ständig auf der Suche nach sich selbst. Ihr Publikumsquiz ist frisch und heiter und sie zeigt dabei eine Menge Schlagfertigkeit.
Daniela Lehner  träumt als Schwester Maria Leo von einer Karriere als Tänzerin.

Unter der Regie von Markus Richter – er zeichnet sich auch für die musikalische Leitung verantwortlich - entstand eine witzige, auf Wien zugeschnittene, sehr gelungene Version des Musicals. Spritzig, kurzweilig, mit tollen Einfällen, wie etwa die Zuspielung eines Videos über einen Praterbesuch im Slapstick-Stil der Stummfilmzeit.
Die schwungvolle Choreographie stammt von Lilly Kugler-König, das Bühnenbild entwarf Petra Fibich-Patzelt, das Kostümbild Barbara Langbein.

Das Musical, welches auch schon erfolgreich im Theater 82er Haus in Gablitz aufgeführt wurde, ist ein wahrer Geheim-Tipp für den heurigen Sommer. Wir wünschen gute Unterhaltung im Heurigen-Flair der Tschauner Bühne im 16. Wiener Gemeindebezirk.

NONNSENSE – von 15.06. - 04.09.2023 auf der TSCHAUNER Bühne.

5 von 6 Sternen: ★★★
                Kritik: Michaela Springer; Fotos: Bettina Frenzel

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www.tschauner.at

13.06.2023 - Wiener Stadthalle

DIRTY DANCING

DIRTY DANCING ist Kult – zumindest beim Publikum! Das zeigte sich auch bei der Premiere in der Wiener Stadthalle.

Die Liebesgeschichte zwischen Baby und dem Tanzlehrer Johnny ließ bereits Generationen an jungen Mädels schmachten. Der Film aus dem Jahre 1987 spielte weltweit 218 Milionen US Dollar ein. Das Budget für den Film betrug lediglich 6 Millionen Dollar, was man ihm auch ansieht. „(I´ve Had) the Time Of My Life“ (geschrieben von Franke Previte, John DeNicola und Donald Markowitz, gesungen von Bill Medley, Jennifer Warnes) wurde 1988 bei den 45. Golden Globe Award sowie den Oscars als bester Film Song ausgezeichnet. Patrick Swayze und Jennifer Grey wurden mit diesem Tanzfilm weltberühmt. Und Sätze wie, „Mein Baby gehört zu mir“, oder „Ich habe eine Wassermelone getragen“, sind legendär.

Für die Musical-Inszenierung 2023 hat man durchaus versucht, ernstere Themen aufzugreifen. Doch der nur am Rande gestreifte Rassenkonflikt in den USA wirkt einfach zu konstruiert und störend. DIRTY DANCING ist, wie auch „Dancing Stars“ eine Tanzshow, nicht mehr und nicht weniger, mit stark kubanischen Elementen und dem Mambo als Haupttanzform. Inhalt und Gesang rücken in den Hintergrund. Unter der Regie von Alex Balga entstand eine rasante Bühnenfassung, die sich stark am Film orientiert. Durch abrupte Szenenbreaks erhält das Stück Dynamik, wenngleich der Spielfluss dadurch verloren geht und jegliches Aufkommen von Emotionen erstickt wird.
Beeindruckend hingegen die Choreografie von Austin Wilks.

Tänzerisch herausragend Isabelle Vedder als Penny.
Máté Gyenei und Deike Darrelmann als Baby und Johnny avancieren zu den Publikumslieblingen, wobei es bei Máté genügt seinen Oberkörper frei zu machen – was auch bewusst und überaus peinlich in Szene gesetzt wird. Man kann sich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass die Chemie zwischen den beiden nicht stimmt. Die Verführungsszene wirkt doch recht einstudiert. - Dass sich Patrick Swayze und Jennifer Grey nicht ausstehen konnten, ist hinlänglich bekannt. Von den Zuschauer:innen blieb dies jedoch unbemerkt. – Nichtsdestotrotz, bei der Hebefigur am Schluss sind die weiblichen Fans am ausrasten.
Das Tanzensemble versieht einen guten Job und ist optisch ein Hingucker. Die übrigen Figuren können sich nicht wirklich entwickeln, versuchen jedoch ihr Bestes.

DIRTY DANCING ist und bleibt Kult unter den Teenies und junggebliebenen Frauen, egal, wie banal die Story ist und wie klischeehaft die Charaktere sind. Der Tanz und die Musik sprechen für sich – und das auch bei der Tournee 2023. Ein B-Movie als Musical Adaption hat ja auch schon bei „Die Rocky Horror Show“ erfolgreich funktioniert.

Die Show ist noch bis 25.6. in Wien zu sehen und wechselt dann vom 27.6.-9.7. in die Grazer Oper, bis vom 11.7.-6.8. das Landestheater Linz die Endstation der Tournee sein wird.

3 von 6 Sternen:
                     Kritik: Wolfgang Springer; Fotos: Jens Hauer

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12.06.2023 - Das Vindobona/ Wien

MUSICAL SOUVENIRS

In einem Künstlerleben sammeln sich im Laufe der Zeit so einige Erinnerungsstücke an. Sei es Ensemble-Jacken kleine Requisiten oder Kostüme, die nicht mehr benötigt werden. Diese Souvenirs standen am 12. Juni 2023 im Mittelpunkt der Musical Show MUSICAL SOUVENIRS im Vindobona.

Denise Jastraunig, Silke Braas-Wolter, Florian Fetterle und Lucius Wolter, erweitert um Maximilian Klakow (Gesang und Klavier), hatten einige ihrer Andenken mitgebracht, mit denen Florian Fetterle die Bühne dekorierte. Sie dienten für kleine Anekdoten oder Gesangsübergänge, wie etwa ein Boxhandschuh aus „Rocky“, eine Hose und Fächer aus „Tanz der Vampire“ oder ein Armband aus „We Will Rock You“. Da Mitbringsel immer etwas nostalgisches an sich haben, schwelgten die fünf auch musikalisch in ihren Musical-Erinnerung und Stücken, die sie bereits auf der Bühne gespielt haben, schließlich haben sie gemeinsam über 70 Jahre Bühnen Erfahrung gesammelt.
Ihre persönlichen Highlights waren ein buntes Potpourri aus „Tanz der Vampire“, „Tarzan, „Cats“, „Besuch der alten Dame“ oder „Jekyll und Hyde“, um nur einige zu nennen.
Text-Änderungen und witzige Einfälle machten den Abend frisch und anders und setzte sich so von den üblichen Konzerten ab. Aber auch bei der Auswahl der Lieder wurde nicht auf das übliche Mainstream-Repertoire gesetzt. So wurde aus „Elisabeth“ „Nur kein genieren“ ausgewählt oder „Der doppelte Schwur“ aus „Les Misérables“.
Besonders einfallsreich gestaltete sich „Ein gefährliches Spiel“ aus „Jekyll und Hyde“. Maximilian Klakow nahm das Brettspiel „Mensch ärgere dich nicht“ mit auf die Bühne und mit Silke Brass Wolter wurde dies dann ebenfalls ein sehr emotional geladenes Spiel inklusive Bewurf mit Spielsteinen.
Da gleich zwei ehemalige GUS aus der Wiener „Cats“-Produktion anwesend waren, wurde der Theaterkater von beiden gesungen, einer kränklich und greisenhafter als der andere.
Mit „Heute beginnt der Rest deines Lebens“ wurde das begeisterte Publikum verabschiedet.

5 von 6 Sternen: ★★★
                     Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer

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09.06.2023 - Das Vindobona/ Wien

Anita Eberwein: DALIDA

Es war ein Leben voller Höhen und Tiefen. Sie lebte für die Bühne und feierte dort ihre großen Erfolge. Im Privatleben waren Depressionen und Todessehnsucht ihr ständiger Begleiter. Iolanda Cristina Gigliotti, bekannt als Dalida, war eine französische Sängerin und Schauspielerin mit italienischen Wurzeln und wurde am 17.1.1933 in Kairo geboren. Sie verkaufte über 140 Millionen Platten und entdeckte sich immer wieder neu. So blieb sie auch über Jahrzehnte erfolgreich. „Paroles Paroles“ mit Duettpartner und damaligen Lebensgefährten Alain Delon wurde ihr größter Hit. So schillernd ihr künstlerisches Leben war, so triste war ihr Privatleben. Immer wieder verliebte sie sich neu. Einige ihrer Exliebhaber begingen Selbstmord, wie als Protest Luigi Tenco, da beide nicht in das Finale des San Remo Festivals gekommen waren. Daraufhin unternahm sie selbst einen Selbstmordversuch, der missglückte. Am 3. Mai 1987 beendet sie schließlich ihr Leben mit Schlaftabletten. Sie hinterlässt die Worte: „….. das Leben ist mir unerträglich vergib mir.“

Mit dieser Todesnachricht beginnt das ein Ein-Personen-Stück von und mit Anita Eberwein. Der Fernsehbeitrag wird ausgeblendet und Dalida erhebt sich von einem Diwan, um ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Manchmal, wenn die Geschichte vorangetrieben wird, steigt sie aus der Rolle aus und Anita Eberwein fungiert als Erzählerin. Die Anekdoten bilden die Übergänge zu den Liedern, die für diesen Abend von Herbert Othal für das vierköpfige Orchester arrangiert werden. Die Umsetzung gestaltet sich sehr aufwändig mit mehreren Kostüm- und Perückenwechsel, sowie Videoeinspielungen. Bis auf die Perücken ist alles perfekt und stimmig. Diese hätten ein Styling dringend nötig, um glamouröser wirken zu können.

Anita Eberwein spiegelt geschickt mit Gestik und Mimik die Höhen und Tiefen Dalidas emotional wieder, in der Stimme wären allerdings noch mehr Nuancen wünschenswert. Da plätschert so mancher Song nur gemächlich vor sich hin. Aber, wie bei all den Stücken über bekannte Sänger:innen ist es ohnehin eine Voraussetzung, dass man die Person und deren Musik liebt.

Im Oktober gibt es für Dalida-Fans im Vindobona nochmals die Gelegenheit, die Diva in Gestalt von Anita Eberwein zu erleben.

4 von 6 Sternen: ★★★★
                      Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer

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Karsten Kenzel, Daniela Dett

13.05.2023 - Musiktheater Linz/ OÖ

BÄM! 10 Jahre Musicalensemble Linz

In der oberösterreichischen Landeshauptstadt blickt man anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Linzer Landestheaters auf 49 Musical-Premieren zurück, davon 6 Uraufführungen und über 2 Millionen begeisterte Theaterbesucher. Das gibt Anlass, mit BÄM! 10 Jahre Musicalensemble Linz die letzten 10 Jahre der Musicalsparte inklusive Ensemble hochleben zu lassen. Die Konzeption der 12 Vorstellungen im Mai und Juni 2023 stammt von der künstlerischen und musikalischen Leitung der Musicalsparte am oberösterreichischen Landestheater, Matthias Davids (auch zuständig für Bühnenbild und Kostüme) und Tom Bitterlich. Texte und Dramaturgie der Jubiläumsveranstaltung stammen von Arne Beeker, welche durch die Inszenierung von Cecilia Ward und die Choreografie von Hannah Moana Paul vervollständigt werden.


Mit viel Begeisterung, Herzblut und Witz wird die Vorstellung von Daniela Dett, Christian Fröhlich, Hanna Kastner, Karsten Kenzel, Sanne Mieloo, Joel Parnis, Gernot Romic, Lukas Sandmann, Celina dos Santos und Bettina Schurek getragen. Zusätzlich zu dieser Besetzung werden für jede Vorstellung mindestens zwei ehemalige Ensemblemitglieder eingeladen. Am Premierenabend begeistern Lisa Antoni und Rob Pelzer das Publikum.

Gernot Romic, Christian Fröhlich, Lukas Sandmann

Die Vorstellungen werden musikalisch durch das Brucknerorchester Linz, dirigiert von Tom Bitterlich, und dem Chor des Landestheaters Linz begleitet. Orchester und Chor überzeugen bereits in der Vergangenheit durch ihre geschlossene Passion, Kraft und Konstanz. Dieser Premierenabend stellt hierbei keine Ausnahme dar. Umgarnend und vervollständigend tragen die MusikerInnen und Chormitglieder zu einem beeindruckenden Abend bei. Zusätzlich schaffen die eingesetzten Lichteffekte (Simon Wagner) szenisch passende Atmosphären.

Gernot Romic, Joel Parnis, Tom Bitterlich

Rob Pelzer präsentiert zusammen mit Joel Parnis die beschwingte Nummer "Verführerschule" aus In 80 Tagen um die Welt, welche von beiden mit viel Witz und charmantem Schauspiel verfeinert wird. Die, von Lisa Antoni gesungene Hitnummer "Gabriellas Song" aus Wie im Himmel wird durch die Platzierung der Chormitglieder auf den Parkettseiten eindrucksvoll intensiviert und sorgt für einen besonderen Gänsehautmoment an diesem Abend.

Sanne Mieloo

Exemplarisch für das hohe Niveau am Landestheater Linz sind vor allem die Auszüge aus Les Misérables und die Zugabe "Reprise Gute Fahrt" aus Titanic. Sie zeigen einmal mehr die einzelnen ausgezeichneten Qualitäten des Orchesters, Chors und des Ensembles am Landestheater Linz auf und kombinieren sie zu einer reibungslosen und eindrucksvollen Einheit.

Man darf gespannt auf das Programm der nächsten 10 Jahre am Linzer Landestheater sein, auf das sie den Esprit und die Innovation der letzten Jahre beibehalten. Wir freuen uns darauf!

Wer sich BÄM ansehen möchte, es stehen noch einige Vorstellungen bis 8. Juli auf dem Spielplan.

6 von 6 Sternern: ★★★★★★
                           Kritik: Sophia Kriwanek; Fotos: Reinhard Winkler

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www.landestheater-linz.at/musiktheater

11.05.2023 - Komödie am Kai/ Wien

ALLE SIEBEN WELLEN

Was wurde aus Emmi Rothner und Leo Leike nach ihrem gescheiterten Happy End in „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer?
Die beiden hatten sich im Internet kennengelernt und fanden jeweils den Menschen, der ihre Wünsche und Sehnsüchte zu erfüllen schien. Es war das Gefühl des gehalten und aufgefangen werden, wonach sie strebten, aber daran scheiterten.

Seit 11. Mai hat man nun die Gelegenheit die Fortsetzung ALLE SIEBEN WELLEN in der Komödie Kai zu erleben.
Ulrike Zemme‘s Bühnenfassung und unter der Regie von Sissy Boran und Andrea Eckstein entstand eine emotional feinfühlige Komödie, die traurig und leicht zugleich ist.
Anne Sophie Krenn und Anatol Rieger kämpfen erneut mit ihren Hoffnungen, Sehnsüchte und Enttäuschungen. Es sind gewaltige Gefühlswellen, die auf sie zukommen. „Die ersten sechs sind ausgewogen und bringen keine Überraschungen, aber Achtung vor der siebten Welle! Für sie gibt es kein vorher, nur ein jetzt und danach ist alles anders.“

Nach einer Schreibpause von einem Jahr haben beide immer noch Gefühle füreinander. Emmi lebt nach wie vor mit ihrem Ehemann Bernhard zusammen und Leo hat Pamela kennengelernt. Doch die Sehnsucht aufeinander entflammt erneut. Ihre Emails werden erneut zum Mittelpunkt ihres Lebens. Sie sind sich sofort wieder vertraut, aber zugleich immer noch fremd. Man will den anderen diesmal endlich persönlich kennenlernen, obwohl ein wenig Angst vor einer Enttäuschung noch da ist. Was ist, wenn der andere oder man selbst nicht den Erwartungen entspricht. Eine lange Zeit hat man sich ein Phantasiegerüst aufgebaut. Dieses könnte mit einem Schlag zusammenbrechen.
Doch aller Zweifel erhaben wagen sie den Schritt des persönlichen Kennenlernens.

Durch den anschließenden E-Mail-Verkehr erfährt man, wie die Treffen verlaufen sind. Dabei wird das Schreiben und Lesen von den Hauptdarstellern emotional vorgetragen. Großartig sarkastisch und eifersüchtig Anna Sophie Krenn.
Anatol Rieger berührt zutiefst mit seinen affektiven Ausbrüchen.
Die Intensivität derer beiden Spiel nimmt stetig zu. Man fühlt, man leidet mit ihnen. Die Gefühle, Gedanken und Reflexionen werden über die schnelle Mailkonversation lustig, witzig, ernst oder auch traurig und verzweifelt wieder gespiegelt.

Mit ALLE SIEBEN WELLEN hat der Autor ein sehr intimes, berührendes und zum Nachdenken anregendes Stück geschrieben, das nahtlos an den ersten Teil anschließt, mit gleich hoher Qualität verfasst und herausfordernd zu spielen, aber in jeder Hinsicht wunderbar in der Komödie am Kai auf die Bühne gebracht.

Bis 24. Juni, sowie 22. bis 26. August & 19. bis 23. September 2023

6 von 6 Sternern: ★★★★
                        Kritik: Michaela Springer; Fotos: Komödie am Kai

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www.komoedieamkai.at

Michaela Ehrenstein, Marcus Strahl

09.05.2023 - Freie Bühne Wieden/ Wien

ACHTSAM MORDEN

„Sei achtsam bei allem, was du tust! Nimm dir Zeit. Ob du Zeit mit deiner Familie verbringst, arbeitest oder mordest, sei stets achtsam.“

Work-Life-Balance erlebt derzeit einen großen Boom in unserer Gesellschaft. Überall werden Seminare und Weiterbildungsprogramme angeboten. Achtsamkeit ist das Schlagwort, mit dem man inneren Frieden erzielen soll. Dass man aber seine Karriere mit „Achtsamkeit“ auf kriminellem Weg fördern kann, zeigt Karsten Dusse in seinem Roman ACHTSAM MORDEN auf äußerst ironische Art.

Von seiner Frau zu einem Achtsamkeitsseminar bei Frau Dr.  Breitner verdonnert, um seine Ehe ins Reine zu bringen, sich als guter Vater zu beweisen und die unausgeglichene Work-Life-Balance wieder herzustellen, lernt der Rechtsanwalt Björn Diemel dessen Grundzüge kennen und entdeckt.
Der Kurs trägt Früchte und Björn kann das Gelernte sogar in seinen Job integrieren, allerdings anders als gedacht. Denn als sein Mandant, ein brutaler und mehr als schuldiger Mafiaboss, beginnt, ihm ernstliche Probleme zu bereiten, bringt er ihn einfach um - und zwar nach allen Regeln der Achtsamkeit.

Nach dem großen Erfolg in Deutschland feierte das Stück ACHTSAM MORDEN von Karsten Dusse in der Bühnenbearbeitung von Bernd Schmidt seine Österreich-Premiere im Theater Wieden. Karsten Dusse, selbst Rechtsanwalt, hat mit viel schwarzem Humor seinen Berufsstand in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt. 2018 erschien der Spiegel Bestseller im Heyne Verlag und Netflix hat eine Verfilmung in Form einer Serie für 2023 angekündigt.

Eva Christina Binder, Marcus Strahl, Robert Kohler

Marcus Strahl als Björn Diemel ist genial, ein Mephisto im Schafspelz. Er wird vom schwer gehetzten Anwalt fürs Grobe, wie er sich selbst bezeichnet, zum tiefenentspannten Mörder.
Sein Achtsamkeitscoach Michaela Ehrenstein ist mit so mancher Extraeinlage ein Highlight des Abends, vor allem bei ihrer Buchpräsentation.
Robert Kolar und Eva Christina Binder schlüpften in die verschiedensten Rollen, mit jeweils eigenen, unverkennbaren Charakterzügen.

Unter der Regie von Nici Neiss ist eine kurzweilige, äußerst unterhaltsame Inszenierung des Bestsellers gelungen. Die immer wieder aus dem Stück aussteigenden Sequenzen von Marcus Strahl, in denen er mit dem Publikum spricht, die rasanten Szenen und der schwarze Humor machen ACHTSAM MORDEN erfrischend anders.

Für alle die entschleunigen und achtsam morden wollen, sollten zu Doktor Breitner in die Freie Bühne Wieden kommen.

Vorstellungen bis 27. Mai, 19.30 (außer So/Mo)

6 von 6 Sternern: ★★★★★★
                               Kritik: Michaela Springer; Fotos: Robert Peres

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www.freiebuehnewieden.at

07.05.2023 - Komödie am Kai/ Wien

LOVE LETTERS

Heutzutage wäre es eine Cyberliebe, aber wir befinden sich im Jahre 1937, wo es nur die Möglichkeit des Briefschreibens gab, was eine große Herausforderung war. Nicht nur, dass man tagelang auf die Antwort warten musste, war auch Kreativität beim Verheimlichen des Empfängers gefragt. Aber bei so einer großen Zuneigung, wie sie Melissa und Andy füreinander empfinden, ist keine Hürde unüberwindbar.

Es ist eine außergewöhnliche Liebesgeschichte über vier Dekaden mit all ihren Höhen und Tiefen in vorwiegend schriftlicher Form. Sie begegnen sich nur ein paar Mal persönlich, vor allem zu Beginn ihrer gemeinsamen Schulzeit, aber sie sind wie die zwei Königskinder, die sich lieben und dennoch nie zueinander finden. Andy bezeichnet Melissa seit ihrer ersten Begegnung in der zweiten Klasse trefflich als „verlorene Prinzessin von Oz“. Sie hingegen sieht ihn als „Sklaven seiner Eltern“, der stets nach deren Wünschen agiert. Es sind zwei Charaktere, die trotz ähnlicher Voraussetzungen, nicht unterschiedlicher sein könnten. Sie können nicht ohne, aber auch nicht miteinander.

Daniela Ziegler ist Melissa, aus reichem, aber unglücklichem Elternhaus. Ihr Seelenzustand spiegelt sich in ihren oft kurzgehaltenen, manchmal sogar einsilbigen Briefen. Mal sind sie lieblich, dann wieder verbittert und ironisch. Melissa ist impulsiv, rebellisch und ein Freigeist, losgelöst von allen Zwängen. Wie bei ihrer Mutter wird der Alkohol ihr Seelentröster, in dem sie Ihre Probleme und Sorgen vergessen kann. Im Gegensatz zu Andy hasst sie Briefe zu schreiben.
Für Andy (Franz Robert Wagner) ist Briefe schreiben jedoch eine Leidenschaft. Nur in diesen Momenten fühlt er sich wahrhaftig lebendig. Er ist ruhig, sorgfältig und plant genau seine