05.12.2025 - Komödie am Kai/ Wien

Advent, Advent - der Christbaum brennt!

In „Advent, Advent – der Christbaum brennt!“ bringen Manfred Distel und Felix Kurmayer in der Komödie am Kai mit sicherem Gespür die Stimmung der Vorweihnachtszeit auf den Punkt. Der Abend ist weniger eine besinnliche Einstimmung aufs Fest als eine pointierte Demontage all jener Rituale, die Jahr für Jahr zwischen Glühweinromantik und familiärer Erwartungshaltung ins Groteske zu kippen droht.

Im Zentrum stehen zwei Bühnenpersönlichkeiten, die in ihrer Unterschiedlichkeit ein präzise austariertes komödiantisches Gleichgewicht herstellt. Kurmayer arbeitet mit feinem, fast beiläufigem Humor, der sich aus sozialen Mikrogesten speist und pointiert Beobachtungen über das Zerbröseln bürgerlicher Harmonie liefert. Distel kontert mit körperlicher Präsenz, was dem Abend immer wieder unerwartet anarchische Momente schenkt. Gerade diese Reibung, das stoische Kommentieren hier, der überdrehte Zugriff dort sorgt für den komischen Puls der Inszenierung.

Die Szenenmontage ist klar rhythmisiert und verzichtet auf übermäßigen dramaturgischen Ballast. Stattdessen reiht sich ein Panorama weihnachtskultureller Zumutungen an das nächste, das eskalierende Backen, die unheilvolle Familienrunde um den Baum, die ritualisierte Konsumverzweiflung. Was leicht zur Nummernrevue hätte entgleiten können, gewinnt durch präzises Timing und sauber gesetzte Übergänge eine unerwartete Geschlossenheit.

Auch formal zeigt der Abend Spielwitz. Die weihnachtliche Ausstattung bleibt bewusst reduziert, schafft aber mit wenigen Requisiten ein stimmungsvolles Ambiente in dem sich Distel und Kurmayer souverän bewegen. So entsteht ein komödiantischer Mikrokosmos, der ohne große Effekte auskommt und gerade dadurch seine satirische Kraft entfaltet.

Am Ende bleibt ein konzentriert gearbeiteter, ausgesprochen unterhaltsamer Theaterabend, der den Weihnachtsklischees entkommt, indem er sie lustvoll übertreibt. „Advent, Advent – der Christbaum brennt!“ bietet nicht nur befreiendes Lachen, sondern auch einen scharfen Blick auf die Mechanismen eines Festes, das oft mehr Erwartungsdruck als Erfüllung produziert.

5 von 6 Sternen: ★★★★★
       Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer

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www.felix-kurmayer.at     *     www.derdistel.at



 

 

 

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