vlnr: Leopold Dallinger, Georg Hasenzagl, Bettina Soriat

16.04.2024 - Scala/ Wien

SHOCKHEADED PETER

„Das menschliche Bewusstsein ist voller Ungeheuer“

SHOCKHEADED PETER erzählt revueartig Heinrich Hoffmanns Geschichten von Kindern, die nicht folgsam waren und mit dem Leben dafür bezahlten. Es ist keine heile Welt, viel mehr eine grausame und groteske, die gleichermaßen fasziniert und abstößt.

Die Erzählungen von Struwwelpeter, dem bösen Friederich, dem Daumenlutscher, Suppenkaspar, Zappel-Philipp oder Hans Guck in die Luft, um nur ein paar zu nennen, sind wohl vielen ein Begriff. Mit ihnen ist man aufgewachsen. Und so wurden die Figuren und dessen Tragödien von den Tiger Lillies, Julian Crouch und Phelim McDermott zu einer Junk-Oper von etwa 70 Minuten verarbeitet. Die Musik stammt von Martyn Jacques und wird von den Musikern (Sigi Finkel, Hartmut Kamm, Robert Pistracher, Fritz Reiner, Matthias Lill) unter der Leitung von Béla Fischer jun. vortrefflich umgesetzt.

Katrin Fuchs, Georg Kusztrich

Es sind Warnungen an Kinder, in überspitzter Art beschrieben, um ihnen die Morlvorstellungen näher zu bringen. Der Psychologe Henrich Hoffmann war Vertreter der schwarzen Pädagogik, die mit Strafen, Gewalt oder Einschüchterung die Kinder züchtigen soll. Weltruhm erlangte er durch seinen Sohn.  Als er kein kindgerechtes Buch für einen dreijährigen als Weihnachtsgeschenk fand, beschloss er selbst eines zu verfassen. So entstand der Struwwelpeter. Der Verleger Zacharias Löwenthal bekam es zu Gesicht und erkannte diesen neuen Typ von Kinderbuch und drängte zur Veröffentlichung. So wurde es schließlich in 40 Sprachen übersetzt.

Leopold Dallinger, Teresa Renner, Bettina Soriat

Mit einer sehenswerten Inszenierung von Marcus Ganser ist das Stück derzeit in der „Scala“ mit Georg Kusztrich, Bettina Soriat, Leopold Dallinger, Teresa Renner, Georg Hasenzagl und Katrin Fuchs zu erleben.

Ein Ehepaar wünscht sich sehnlichst ein Baby. Mit den Jahren schwindet die Hoffnung. Doch schließlich bringt ihnen der Storch doch noch ein Paket. Die Freude wehrt allerdings nur kurz, als sie das Struwwelpeter-Baby erblicken. Schnell versinkt es unter der roten XXL-Couch. Aber auch die nachfolgenden Kinder finden ein grausames Ende.

Georg Kusztrich, Katrin Fuchs, Georg Hasenzagl

Es wird morbide, wenn aus den dunkelsten Nischen der menschlichen Seele die dunkelsten Gedanken emporsteigen. Georg Kusztrich führt als Theaterdirektor diabolisch grotesk durch die Szenen. Es gleicht einer bizarren Horrorshow, dessen Spannungsbogen stetig aufgebaut wird und immer skurriler wird, aber dessen man sich nicht entziehen kann. Man taucht in einen Nebel (davon gibt’s reichlich auf der Bühne) der Mortalität.

Maske und Kostüme betonten und unterstreichen diese Bizzarheit. Das Bühnebild ist oft überdimensional und sehr kreativ.

Das Ensemble agiert herausragend und ist stark in Mimik und im Spiel. Man ist von der ersten Minute an fasziniert.

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6 von 6 Sternen:
★★★★★★                     
                                Kritik: Michaela Springer; Fotos: Bettina Frenzel

Mehr Infos unter: www.theaterzumfuerchten.de

13.04.2024 - Wiener Stadthalle F

ROCK OF AGES

Vom 13. bis 16. April gastierte das Musical ROCK OF AGES in der Wiener Stadthalle. Da hieß es Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll. Weltbekannte Rockklassiker, wie „We Build This City“ und „The Final Countdown“ verbreiteten das Flair der 80iger Jahre.

Die Story:
Eine Ära geht zu Ende. Die 80er sind nun fast vorbei. Sherrie träumt von einer Karriere als Schauspielerin und verlässt unter Streit ihr Elternhaus. Auch Drew träumt auf der Bühne zu stehen und zu singen. In Wirklichkeit jedoch arbeitet er als Laufbursche und Kloputzer im berühmten Bourbon Room. Sherrie findet ebenfalls dort Arbeit. So haben sie sich ihr Leben nicht vorgestellt. Ihre Träume scheinen zerplatzt zu sein. Aber zumindest verlieben sie sich ineinander. Doch die Sache hat einen Haken. Drew ist zu schüchtern, um ihr seine Gefühle zu gestehen und meint, die beiden seien nur Freunde. Daraufhin lässt sie sich hinreißen, mit dem Rockstar Stacee Jaxx eine schnelle Nummer im Männerklo zu schieben. Stacee Jaxx setzt den Barbesitzer unter Druck und besteht darauf, dass Sherrie entlassen wird. Die Situation scheint aussichtlos. So bleibt Sherrie nichts anderes übrig, als einen Job als freizügige Tänzerin im Venusclub anzunehmen. Zur gleichen Zeit hat Barbesitzer Dennis Dupree ganz andere Sorgen. Der reiche Schweizer Bauunternehmer Hertz Kleinmann und sein Sohn Franz haben es sich in den Kopf gesetzt, der Stadt den geliebten Rock ’n’ Roll zu nehmen, indem sie den Sunset Strip niederreißen. Zum Glück gibt es da noch eine Aktivistin, die alles probiert, um die Bauarbeiten zu stoppen.

Durch das gesamte Stück führt Lonny Barnett, der Erzähler. Er ist am Ende so etwas, wie die gute Fee, die mit Ratschlägen versucht, dass alles zu einem Happy End führt.

ROCK OF AGES ist Power pur. Den Darsteller:innen wird einiges abverlangt – das Publikum weiß dies aber zu würdigen.

Der Bühnenbildner Sam Madwar zeigt viel Liebe zum Detail. Kaum fängt die Musik an zu spielen, wird das Publikum animiert mitzumachen. Effekte wie Nebel, Lichteffekte und leuchtende Schilder sorgen für ein besonderes Flair. Anders als bei anderen Stücken agiert der Erzähler Lonny Barnett alias Timothy Roller mehr mit dem Publikum und lässt es direkt an der Situation teilnehmen. Witzig sind das Vater-Sohn-Duo Kleinmann alias Benjamin Hauschild (Vater) und Martijn Noort (Sohn). Mit einer leichten Ironie den Schweizern gegenüber, bringen sie nicht nur einmal das Publikum zum Lachen. Auch Sasha Di Capri, der den Rockstar Stacee Jaxx mimt, kann schauspielerisch punkten. Mit seinen engen Leggins und langen blonden Haaren nimmt man ihm den Rockstar zu hundert Prozent ab. Frank Josef Winkes als Dennis Dupree versprüht den gewissen Alt-Hippie-Charme. Die beiden Hauptprotagonisten Felix Freud (Drew Boley) und Julia Taschler (Sherrie Christian) hauchen dem Rock ́n‘Roll Leben ein und geben dem Ganzen die richtige Würze.

Erneut wird bewiesen, dass man mit Sex und Rock ́n‘Roll die Menschen anlockt. Dazu hat man ein enthusiastisch agierendes Schauspiel-Ensemble engagiert und es in einem bunten Bühnenbild austoben lassen. Das Publikum am Tag der Wiener Premiere zeigte sich begeistert und belohnte die Leistung mit minutenlangem Applaus und Standing Ovation.

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5 von 6 Sternen:
★★★★★
                                    Kritik: Michaela Springer; Fotos: Nico Moser

Mehr Infos unter: www.showslot.de

12.04.2024 - Stadttheater Baden/ NÖ

Cross Over
All Austrian Popstars
Juliette Khalil & Reinwald Kranner

Der "Märchenprinz" trifft auf „die Blume vom Gemeindebau".

Im Stadttheater Baden fand an zwei Abenden wieder eines der beliebten Cross Over-Konzerte statt, diesmal unter dem Motto Austropop. Mit Juliette Khalil und Reinwald Kranner standen zwei Publikumslieblinge auf der Bühne.

Unter der musikalischen Leitung von Michael Zehetner und den Arrangements von Pavel Singer wurde die Vielfalt des Austropop gezeigt. Unterstützt wurden die Solisten nicht nur vom Orchester der Bühne Baden, sondern auch von einem textsicheren und stimmgewaltigen Publikum, das so manchen Chor verstummen lassen würde.

Die Bandbreite reichte von Wolfgang Ambros, EAV, Hubert von Goisern, Udo Jürgens bis hin zu Ludwig Hirsch, Falco, Fendrich und Opus. Leider wurde auf Die Seer vergessen. Zwischen den Gesangseinlagen bot sich Platz für kurze Anekdoten, und so manch gewollte, aber auch ungewollte humoristische Überleitung. Zwischen den Gesangseinlagen bot sich Platz für kurze Anekdoten, und so manch gewollte, aber auch ungewollte humoristische Überleitung.

Mit „Märchenprinz“ von der EAV wurde Reinwald Kranner unter tobendem Applaus zum Badener Märchenprinz mit Glitzer Jackett und Elvis Hüftschwung.

Dass Hubert von Goisern nicht leicht interpretieren ist, mussten sowohl die beiden Solisten als auch das Orchester bei „Hearst as net“ zur Kenntnis nehmen. Überraschend jedoch das Jodel-Talent von Reinwald Kranner.

Ein Highlight war ein mystisch verführerisches „Jeanny“. Schwermütig wurde es bei „Komm schwarzer Vogel“ von Ludwig Hirsch, ebenfalls wunderbar vorgetragen von Reinwald Kranner, doch weniger erbaulich für das vorwiegend ältere Publikum. Aber auch das ist Austropop.

Ein emotionales „I mecht so gern landen“ (Juliette Khalil) begeisterte das Publikum, genausowie „Hawelka“. Stimmgewaltig begleitete das Publikum die Künster:innen bei „Die Blume vom Gemeindebau“ und „Entschuldige I kenn di“ und der 2. Österreichischen Bundeshymne, „I Am From Austria“.

Dass der Dirigent Michael Zehetner auch singen kann, bewies er bei „Fürstenfeld“. A Capella unterstützte er die beiden Solisten bei den ersten zwei Strophen.

Mit Standings Ovation und tobendem Applaus bedankte sich das Publikum für diesen fast dreistündigen, nostalgischen Abend.

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5 von 6 Sternen:
★★★★
                            Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer

www.buehnebaden.at

11.04.2024 - Wiener Stadthalle D

ABBAMANIA THE SHOW
50 Jahre Waterloo

Die Erfolgsgeschichte der schwedischen Gruppe ABBA begann im April 1974 beim Songcontest in Brighton. Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid traten mit dem Song „Waterloo“ an und errangen den 1. Platz.
Dieses Jahr jährt sich der Erfolg zum 50. Mal. Ihre Lieder sind nach wie vor ein Renner.

Foto: Milan Schmalenbach
Foto: Christian Kaiser


Die weltweit größte ABBA-Tribute-Show, ABBMANIA THE SHOW, feierte in der Stadthalle am 11. April nicht nur 50 Jahre „Waterloo“, sondern nahm die Zuschauer:innen auf eine Reise mit zu den schönsten Liedern der Gruppe. Unterstützt wurden die stimmgewaltigen Sänger:innen nicht nur von einem Publikum, dass vom ersten Lied an mitsang und tanzte, sondern auch vom fantastischen Symphonic Rock Orchester und der ABBAMANIA-Band.
Lieder wie „Mamma Mia“, „Lay All Your Love On Me“, „Knowing Me KnowingYou“ oder „Super Trouper“ erinnerten so manchen im Publikum an seine Jugendzeit.
„Does Your Mother Know“ oder „Gimme! Gimme! Gimme!“ brachten den Saal jedoch zum Brodeln.
Neben Songs aus dem Comeback-Album von 2021 „ABBA Voyage“ durfte als Zugabe natürlich ein Lied nicht fehlen: „Dancing Queen“.

ABBMANIA THE SHOW ist ein Erlebnis für die ganze Familie und man darf sich schon jetzt auf eine Wiederkehr freuen, die für März nächsten Jahres versprochen wurde.

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Fotos: Florian Maßen

6 von 6 Sternen: ★★★★                                    Kritik: Karin Feiler

Mehr Infos unter: www.abbamania-the-show.de

09.04.2024 - Komödie am Kai/ Wien

UNTER DER TREPPE

Es ist die alte Geschichte: Zwei Menschen können nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander. Obwohl das Alltagsleben angespannt ist, der Partner nervt und die Emotionen ständig hochgehen, ist da noch etwas. Tief im Inneren empfindet man doch Liebe und Zuneigung für den anderen. Man teilt die Sorgen und hat Angst um ihn.

Nicht nur die Liebe ist in die Jahre gekommen, auch Harry (Gerhard Ernst) und Charles (Stephan Paryla-Raky) selbst. Harry, ist der mütterliche Typ und Inhaber eines Friseursalons. Der einstige Traum Filialen auf der ganzen Welt zu besitzen, platzte mit seinem Haarausfall. Charles ist ein erfolgloser, aber von sich überzeugter Schauspieler. Seine letzte Werbung mit einem Satz liegt auch schon 10 Jahre zurück. Dennoch hat er seinen Traum von einer großen Karriere noch nicht aufgegeben.

Der plötzliche Besuch von Charlys Tochter nach 20 Jahren und das schwebende Gerichtsverfahren wegen sexueller Belästigung eines Polizisten machen ihn emotional labil. Seine Gefühl lässt er durch Gehässigkeiten an seinem Partner aus, den er zutiefst verletzt. Trotzdem hält Harry zu ihm und bringt Verständnis auf.

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Fotos: Komödie am Kai

Das Stück von Charles Dyer, das 1969 mit Rex Harrison und Richard Burton verfilmt wurde, ist eine Tragikomödie mit Tiefgang. Für diese Charakterstudie ist Gerhard Ernst und Stephan Paryla-Raky eine Idealbesetzung. Die zwei Vollblutschauspieler verstehen es, die Beziehung in den Mittelpunkt zu stellen und nur andeutungsweise der homosexuellen Komponente Raum zu geben. Es ist das ganz normale Zusammenleben zweier Menschen, weit weg von der klischeehaften Überzeichnung einer homosexuellen Beziehung a la „La Cage aux Folles“. Großartig die emotional facettenreichen Interpretationen ihrer Figuren. Man ist gerührt, lacht und ist echauffiert. Das Bühnenbild von Martin Gesslbauer und die Regie von Karl Absenger spiegeln das landläufige und biedere Leben wider: liebevoll aber dennoch in die Jahre gekommen und abgenützt.

UNTER DER TREPPE sollte man nicht versäumen. Das Stück steht noch bis 4. Mai auf dem Spielplan der Komödie am Kai.

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Fotos: Wolfgang Springer

5 von 6 Sternen: ★★                           Kritik: Michaela Springer

Mehr Infos unter: www.komoedieamkai.at

06.04.2024 - Globe/ Wien

Mark Seibert:
Wünsch dir was, dann singt Mark das

WÜNSCH DIR WAS, DANN SINGT MARK DAS ist die neuste Show von Mark Seibert und dabei galt „nomen est omen“. Denn die Kartenkäufer:innen konnten online einen Musikwunsch deponieren und so das Konzertprogramm bestimmen.

Laut Mark hatten die Fans sehr vielfältige Ansuchen und reichten von Folklore über Shanti bis hin zu Pop. Mit dem Schwerpunkt „Schmusesongs“ kann er gut leben, dass er aber vermehrt Frauenlieder interpretieren soll, muss er noch mit seinem Therapeuten analysieren. Aber das Genderthema wird ihn in er nächsten Zeit noch intensiver beschäftigen, denn er steht demnächst im Musical „Ein wenig Farbe“ von Rory Six auf der Bühne. Daraus gab es auch eine kleine Kostprobe, die neugierig machte. 

Ein Abend voller Überraschungen war also vorprogrammiert, selbst für Mark, denn bei seinem Special Guest Riccardo Greco, weiß man nie, was als nächstes kommt, und so wurden die Anmoderationen und kleinen Geschichten zu den eigentlichen Highlights des Abends: frisch, frech, charmant und voller Esprit.
Beide ergänzten sich großartig und es ergab sich ein heiterer Schlagabtausch. Um resch und frisch zu bleiben, geht Mark neuerdings in die Kältekammer, in der er auch nackt tanzt. Jenen Song, den er dort zum Abrocken hört, gab Riccardo auf der Bühne zum Besten, incl. heißem Tanz.

Die Songauswahl war breit gestreut, ohne „Tod“ und Graf Krolock, dafür als „Die Päpstin“ oder Fantine, Riccardo wiederum als Quasimodo oder Mozart. Mit dem Roxette-Welterfolg „It Must Have Been Love“ aus „Pretty Woman“ kamen Jugenderinnerungen hoch. Unterstützt wurden die beiden Solisten von einer gut intonierenden drei-köpfigen Band.

Mit Standing Ovation und frenetischem Applaus wurden die beiden gebührend verabschiedet.

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5 von 6 Sternen:
★★★★★
                          Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer

www.mark-seibert.com     *     www.globe.wien

30.03.2024 - Wiener Stadthalle F

THIS IS THE GREATEST SHOW
2024

Letzte Station der diesjährigen THIS IS THE GREATEST SHOW-Tour mit Jan Ammann, Friedrich Rau, Maricel, Patrick Stanke, Michaela Schober und Verena Mackenberg war Wien. Es war die bislang beste Version dieses Formats von Showfactory & Sound of Music Concert.

Es lag aber nicht am Wechsel einiger Protagonistinnen und Protagonisten, sondern der Trennung zwischen Ensemble und Solistinnen und Solisten. War es bisher üblich, dass die angekündigten Musicalstars nur Gastauftritte hatten, bestritten sie diesmal die ganze Show und wurde vom Ensemble lediglich tänzerisch und gesanglich unterstützt. Dies hob die Qualität der Show enorm. Zusätzlich gab es einige Programmänderungen.
So tauschte Jan Ammann sein Frank N Furter Outfit mit dem ihm viel passenderen Vampirumhang. Seine mystisch-erotische Interpretation der „Unstillbaren Gier“ war das Highlight des Abends. Das Publikum huldigte dies mit minutenlangem Zwischenapplaus und Standings Ovation. 

Maricel bezauberte als Eiskönigin stimmgewaltig und voller Esprit, ebenso wie mit Patrick Stanke in „Time Of My Life“, der wiederum als Hercules begeisterte. 

Als Special Guest gab Pietro Basile, mit Michaela Schober die sehr gefühlvolle Andrea Bocelli-Ballade „Vivo per lei“.

Friedrich Rau war ein idealer Joseph, mal voller Energie sprühend, dann wieder nachdenklich. 

Michaela Schober erfreute die Anwesenden im „Greatest Showman“-Block und als Elisabeth mit ihrer kraftvollen Stimme.
Wie seit einiger Zeit sehr beliebt, wurde das Lied auf drei Sängerinnen aufgeteilt, wobei Michaela Schober alle anderen in den Schatten stellte.

Neben der skurrilen Filmwelt standen die größten Musicalbühnenerfolge der letzten vier Jahrzehnte auf dem Programm wie „Cats“, „Dirty Dancing“, „Die Eiskönigin“, „Elisabeth“, „Joseph“, „Der König der Löwen“, „Tabaluga & Lilli“ und „Tanz der Vampire“. Aber auch modernere Stücke, wie „Hamilton“, „Disneys Hercules“, dem PUR-Musical „Abenteuerland“, „Moulin Rouge“, „Ku‘damm 56/59“, „Robin Hood“, „Rock Of Ages“, „Romeo & Julia“ oder „& Juliet“ standen am Programm.
Zu jedem Musical wurden die passenden Kostüme ausgewählt.

Auch wenn noch nicht alles rund läuft, THIS IS THE GREATEST SHOW entwickelt sich in die richtige Richtung. Offensichtlich hat man sich unsere letzten Kritiken zu Herzen genommen. Die Vielfalt und die Zusammensetzung sind vielfältiger und abwechslungsreicher. Schnelle Songs wechseln sich mit Balladen ab, sodass eine schöne Ausgeglichenheit herrschte. Und auch an der musikalischen Umsetzung wurde gearbeitet. Man darf auf die Tour 2025 gespannt sein.

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5 von 6 Sternen:
★★★★                         
                     Kritik: Michaela Springer; Fotos: 360 Grad Design

24.03.2024 - Stadttheater Baden/ NÖ

Kranner³:
Jesus Christ & More

„Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber komponiert und den Liedtexten von Tim Rice feierte am 12.10.1971 in New York Uraufführung und erzählt in Anlehnung der Bibelerzählung die letzten sieben Tage von Jesus.

Ist es aber möglich, dieses Stück mit nur drei Personen konzertant aufzuführen? Die Antwort ist ja, vorausgesetzt, die drei Darsteller decken gemeinsam das Spektrum ab, wie es bei KRANNER ³ der Fall ist. Hinter diesem namengebenden Titel stecken die Vollblutprofis Reinwald und Gernot Kranner, sowie Reinwalds Tochter Stella, die mittlerweile auch schon reichlich Bühnenerfahrung gesammelt hat und vor etwa zwei Jahren bei der ORF Show „Starmania“ mitwirkte. KRANNER ³ ist ein gutes Beispiel, wie sich Spreu von Weizen in der Szene trennt. Ohne technische Ausstattung können die drei Emotionen schaffen. Alles kommt von Herzen. Mit ihrer großen Leidenschaft berühren sie das Publikum.

Höhepunkt an diesem Abend war ein gefühlsbetontes „Gethsemane“ von Reinwald Kranner. Man spürte so richtig die Last, die auf Jesus Schultern lag, die reine Verzweiflung. Zudem verstand er es den Song zu singen und nicht zu schreien, wie viel seiner Kollgen. „King of the Jude“ war ein Paradesong für das Energiebündel Gernot Kranner.
Immer wieder wurden Lieder eingeschoben, die nicht zu Jesus gehören und das „more“ bildeten. So begeisterte Stella Kranner vorallem mit dem Marilyn Monroe Klassiker „River of no Return“. Mögen ihre Stimmen noch so unterschiedlich sein, bilden sie dennoch gemeinsam ein harmonisches Ganzes. Begleitet wurden sie am Klavier von Frizz Fischer, dem seinen Enthusiasmus ebenfalls anmerkte.

Das Publikum zeigte sich begeistert und forderte unter Standings Ovation mehrere Zugaben, bei denen Stella ein beeindruckendes „Halleluja“ zum Besten gab. „What A Wonderful World“ wurde als Abschluss mit dem Publikum gemeinsam stimmgewaltig interpretiert.

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5 von 6 Sternen: ★★★★★
                         Kritik: Michaela Springer; Foto: Wolfgang Springer

www.gernotkranner.com

22.03.2024 - Casino Baden/ NÖ

Alexander Goebel:
Das Leben ist kein Musical

Auch wenn das Leben kein Musical ist, hat es dennoch das Leben von Alexander Goebel maßgeblich geprägt. Daher war es auch höchste Zeit ein sehr persönliches Resümee zu ziehen.

1975 wurde der mittlerweile 70-jährige von Österreich adoptiert. Das Alter scheint spurlos an ihm vorbeizuziehen. Er ist zeitlos, wie seine Hits. So überraschte es nicht, dass das Publikum bei „Dieser Körper ist der nackte Wahnsinn“ aufsprang, tanzte und mitsang.

Philosophisch, mit einer großen Portion „Schmäh“ analysierte er das Genre Musical: Woher kam es und wie hat es sich entwickelt. Die unerklärliche Frage, warum jemand plötzlich zu singen beginnt, wenn man den Text auch sprechen könnte. Ist Oper mit Sprache ein Musical? Und warum wird bei der Operette sowohl bei Gesang als auch bei der Sprache „geknödelt“? Fest steht, dass es ohne Österreich kein Musical gäbe, denn alles begann mit der „Lustigen Witwe“. Dass auch er „Knödeln“, kann bewies er mit „Da geh´ ich ins Maxime“.

Goebel selbst kam durch den Film „Jesus Christ Superstar“ zum Musical. Er war fasziniert von dem Hippiebus, in dem alle Studentinnen und Studenten kifften. So meldete er sich bei sämtlichen Musicalschulen an. Damals war er einer der 16, die am Max Reinhardt Seminar aufgenommen wurde, auch wenn er es nach einem Jahr unfreiwillig verlassen musste, nicht des Können wegen, sondern seiner Aktionen der 68er Bewegungen, die nicht so gut bei der Lehrerschaft ankamen.

Wild war die Zeit bei der „Rocky Horror Show“, enttäuschend die „Cats“-Audition, bei der sein Körper nicht der nackte Wahnsinn war und auch sein tänzerisches Vermögen etwas begrenzt war. An diesem Abend zeigte er seine Audition-Darbietung, die eher einer Gesichtsakrobatik glich. Natürlich gab es Shows, die er gerne gespielt hätte. Warum er bei „Hair“ nicht mitspielen durfte, ist ihm unverständlich.

Gesanglich beeindruckte Alexander Goebel etwa bei „Das Gebet“ aus „Les Misérables“. Hier ist es tatsächlich unverständlich, warum er noch nicht als Jean Valjean besetzt wurde, so emotional und gefühlvoll, wie er den Song interpretierte.

Tatkräftig und teilweise auch stimmgewaltig wurde er von seiner Band unterstützt.

Alexander Goebel vermag sein Publikum zu fesseln. DAS LEBEN IST KEIN MUSICAL ist eine Mischung aus Erinnerungen, Comedy und Gesang, und das ist es, was die Show so besonders machen. Der sympathische Wahlösterreicher vermag es nicht nur zu erheitern, sondern die Zuschauer: innen zum Mitmachen zu animieren. Die perfekte Unterhaltung zum Abschalten und Genießen.

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5 von 6 Sternen: ★★★★
                            Kritik: Michaela Springer; Foto: Wolfgang Springer

www.goebel.radio

20.03.2024 - Das Vindobona/ Wien

DAS LETZTE MAL
Österreichische Erstaufführung

Gibt es Mord aus Liebe?

In der bitterbösen und schwarzen Komödie DAS LETZTE MAL von Emmanuel Robert-Espalieu gibt es das. Nina Hartmann als liebende Ehefrau vergiftet ihren Mann, dargestellt von Martin Leutgeb. Lieber allein weiterleben, als ihn irgendwann aus Hass zu verlieren und dann vielleicht noch mit anderen Frauen zu sehen. Ihre Liebe geht weit über den Tod hinaus. Sie will ihn bei sich haben, ausgestopft und auf Rädern. In ihren Augen ist dies die beste Entscheidung.
Nachdem ihr ahnungsloser Mann den Giftcocktail getrunken hat, offenbart sie ihm mit lieblichen Worten, dass er nur noch 1 ½ Stunden zu leben hätte. Als Ehefrau würde sie natürlich die ihm noch bleibende Zeit mit ihm verbringen und er solle entscheiden, wie er diese nutzen möchte. Diese Offenbarung löst ein regelrechtes Gefühlschaos in ihm aus: Zweifel, Verzweiflung, Panik und anschließend Rache.

Am 20.3.2024 fand die Premiere der österreichischen Erstaufführung im Vindobona mit Nina Hartmann und Martin Leutgeb in Höchstform statt. DAS LETZTE MAL ist eine schwarze Komödie mit messerscharfem Humor und Tiefgang. 

Martin Leutgeb als todgeweihter Ehemann spielt facettenreich mit einer beeindruckenden und ausdrucksstarken Mimik und Gestik. Emotional sind die Wortgefechte mit Nina Hartmann, die sämtliche Lebensbereiche von Leben, Liebe bis hin zum Tod analysiert. In ihr schwingt die Hoffnung auf eine Wendung in ihrem gemeinsamen Leben, das Entfliehen aus dem Alltagstrott und das zunehmende Unverständnis für den anderen mit.

Nina Hartmann und Martin Leutgeb überzeugen in der rasanten und abwechslungsreichen Komödie durch ihre tief emotionale Ausdruckskraft, die die Grenze zwischen Realität und Kunst verwischt.  Ihre Nuancen in Stimme und Gestik machen die Performance so mitreißend. Zugleich werden diese Emotionen auf das Publikum reflektiert. Diese authentische Charakterstudie macht die Beziehungsszenen so überzeugend skurril. Im Grunde würde man keinen der beiden einen Mord zutrauen, so emphatisch sie sind und deren Werdegang man gespannt verfolgt.
Das Ende schließlich ist überraschend und doch so passend.

  1. 5 von 6 Sternen: ★★★★

                             Kritik: Michaela Springer; Foto: Wolfgang Springer

www.ninahartmann.at      *    www.martinleutgeb.com

Anton Zetterholm (Das Phantom)

15.03.2024 - Raimund Theater/ Wien

Das Phantom der Oper
Deutschsprachige Premiere der Neueinszenierung

Nach über 30 Jahren ist DAS PHANTOM DER OPER von A.L.Webber nach Wien zurückgekehrt. Die neue Inszenierung ist harmloser, familientauglicher und technischer geworden, dabei verliert so manche Szene den mystischen Touch und die gewisse Spannung. Das Phantom ist nicht nur eine theatralische Liebesgeschichte, sondern vielmehr die Geschichte eines von der Gesellschaft Ausgestoßenen und dessen Schicksal.

Anton Zetterholm ist ein grandioses und facettenreiches Phantom. Er entflammt mit seiner höchst emotionalen Gefühlswelt die Seele der Zuschauer:innen,  sowohl als liebeskranker Mann als auch hasserfüllter Todesengel.
Sein Gesang und Schauspiel ist von beeindruckender Ausdruckskraft und verleiht der Rolle Tiefe, indem er in die verborgensten Schichten der Psyche des Phantoms eintaucht und mit dessen Zerrissenheit berührt. Er liebt und sehnt sich nach Christine, die zugleich aber auch die Verkörperung seiner Kunst widerspiegelt.

Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé), Roy Goldman (Raoul,Vicomte de Chagny)

Lisanne Clémence Veenema ist eine liebreizende Christine Daaé und ergänzt sich mit dem charmanten und smarten Roy Goldman als Raoul (Vicomte de Chagny). Beide liefern eine solide Bühnenshow.

Die Glaubwürdigkeit, das Ausnahmetalent Christine zu fördern, schwindet aber durch Milica Jovanović als Charlotta Giudicelli. Im Speziellen fällt dies bei „Denk an mich“ auf. Denn die Widersacherin ist gesanglich unerreichbar. Milica Jovanovic ist eine der wenigen Ausnahmesopranistinnen im Musical-Genre, mit einer unglaublichen Leichtigkeit in der Stimme. „Prima Donna, was wären wir ohne sie“, trifft es punktgenau.

Milica Jovanović (Carlotta Giudicelli) und Ensemble


Thomas Sigwald (Monsieur Firmin), Rob Pelzer (Monsieur André)

Für heitere Momente sorgen Thomas Sigwald und Rob Pelzer als die Direktoren Monsieur Firmin und Monsieur André. Sie harmonieren perfekt. Es sind die feinen Nuancen ihres subtilen Humors, die ihre Perfomance so mitreißend und erfrischend machen.

Patricia Nessy als Madame Giry wird gesanglich nicht gefordert, was bei ihrer Stimme sehr schade ist. Dennoch kann sie sich mit einer starke Bühnenpräsenz Aufmerksamkeit verschaffen.

Die übrigen Rollen wurden treffend gecastet. Dean Welterlen sticht dabei als Monsieur Firmin mit seiner ausdrucksstarken Sprechstimme besonders positiv heraus.

Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé), Anton Zetterholm (Das Phantom)

Firmin mit seiner ausdrucksstarken Sprechstimme positiv heraus.
Das Bühnenbild von Paul Brown sowie deren Adaption und Ergänzungen von David Harris sind beeindruckend, einfallsreich mit vielen Finessen, genauso, wie die bunten und detailverliebten Kostüme von Maria Björnson.

Heimlicher Star war stets der kristallende Lüster, der bei dieser Inszenierung von Seth Sklar-Heyn jedoch schwächelt. Nach der Ankündigung bei der Pressekonferenz, hat man sich etwas Bombastischeres erwartet. Früher noch auf der Bühne bei der Versteigerung der Requisiten versteckt, hängt er nun, leicht bekleidet, bereits über den Köpfen des Publikums. Eine Illusion weniger.
Aber auch so manche Szenen haben durch die neue Inszenierung an Wirkung verloren.

Lisanne Clémence Veeneman (Christine), Roy Goldman (Raoul)

Die mystische Bootsfahrt verblasst ohne die emporsteigenden Kerstenständer im dichten Nebel.  Unverständlich ist der Wutausbruch des Phantoms als Christine die abgelegte Maske vom Tisch nimmt, als er sich gerade das Gesicht abtupft. Durch das Tuch, das er in er Hand hält, hätte sie sein entstelltes Gesicht ohnehin nicht gesehen. Damals wurde die Maske nach einer sich erwartungsvoll aufbauenden Szene von Christine vom Kopf des Phantoms gerissen, was wesentlich eindrucksvoller und emotionaler war.

Der „Maskenball“ spielt sich nun in der Ebene ab. Das Phantom spaltet von hinten die Menge und schreitet mittig über die Bühne. Warum so einfallslos und bieder? Mit der imposanten Treppe, auf der alle Personen gut ersichtlich waren und im Gleichklang tanzten, und auf der das Phantom in seinem roten Kostüm des Todes herabschreitet, hatte die Sequenz wesentlich mehr pepp.

„Der letzte Schritt“ wurde von jeglicher erotischen Spannung befreit.

Auch der Schluss verliert an Wirkung. Die Schockstarre der Jäger und das Halten des Mantels, in welchen sich das Phantom eingehüllt hat und nun von Meg Giry (eher unauffällig Laura May Croucher) sekundenlang gehalten wird, bis das Phantom verschwunden ist, verwundert nur. So verpufft auch der letzte dramatische Höhepunkt.

Das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter der Leitung von Carsten Paap spielt bombastisch auf. Hier vermag man die neue Soundanlage des Theaters voll zu nützen. Doch klingt dadurch alles wie von einer übersteuerten CD und nicht mehr live. Die leisen Töne und klassischen Saiteninstrumente sind oftmals nicht hörbar und so manche Szene verliert durch die mangelhafte Orchestrierung und Aussteuerung an Wirkung. „Der letzte Schritt“ oder „Mehr will ich nicht von dir“ sind nur zwei Beispiele, in denen die Musik nur behäbig vor sich hinplätschert. Der Auftritt des Phantoms beim „Maskenball“ nimmt nicht nur durch die Inszenierung, sondern auch durch die ungeschickte Orchestrierung an Intensität ab.  Da denkt man wehmütig an die herausragende musikalische Umsetzung von Caspar Richter für die deutschsprachige Erstaufführung zurück. Ein Michael Römer hätte diese Schwächen vermutlich auch nicht zugelassen.

Milica Jovanović (Carlotta Giudicelli), Greg Castiglioni (Ubaldo Piangi)

Das Phantom ist eben in die Jahre gekommen. Die Inszenierung ist nicht mehr so impulsiv, mystisch und erotisch, streckenweise sogar langweilig geworden. Sehenswert ist sie aber allemal für jene, die das Stück vor der Jahrtausendwende nicht gesehen haben und durch die beeindruckenden Darstellungen Anton Zetterholms und Milica Jovanović.

Der Kartenverkauf boomt und so wird das Phantom noch einige Zeit im Raimund Theater sein Unwesen treiben.

Auch wenn sich bei der Wiener Phantom-Produktion nur Inszenierung nur wenige unstimmige Punkte herauskristallisieren, sind es doch entscheidende.

4 von 6 Sternen: ★★
              Kritik: Wolfgang Springer; Fotos: VBW/ Deen van Meer

  • Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé), Anton Zetterholm (Das Phantom) 3
  • Anton Zetterholm (Das Phantom), Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé) 4
  • Anton Zetterholm (Das Phantom), Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé) 3
  • Anton Zetterholm (Das Phantom), Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé)
  • Anton Zetterholm (Das Phantom), Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé) 2
  • Anton Zetterholm (Das Phantom)
  • Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé), Anton Zetterholm (Das Phantom)
  • Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé), Roy Goldman (Raoul, Vicomte de Chagny) 3
  • Ensemble 2
  • Lisanne Clémence Veeneman (Christine Daaé), Anton Zetterholm (Das Phantom) 2


Mehr Infos unter:
www.musicalvienna.at

Beim Panini-Verlag ist das Buch zum Musical, DAS PHANTOM DER OPER - DIE GRAPHIC NOVEL, erschienen, was sich an der Original-Inszenierung von Harold Prince und dem Libretto von Michael Kunze orientiert – eine Pflichtlektüre für alle „Phantom“-Fans!

Der musicalcocktail verlost 1 Exemplar
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(c) Das Phantom der Oper – Panini Comics

12.03.2024 - Gloria Theater/ Wien

Hasch mich,
ich bin der Mörder

Premiere

„Nein! Doch! Ohhh“ wird sofort mit Louis de Funès assoziiert, genauso wie der Film „Hasch mich, ich bin der Mörder“ aus dem Jahre 1971.
Louis de Funès zählte zu den außergewöhnlichsten Darstellern des letzten Jahrhunderts. Seine hektische Art zu spielen, war legendär. Seine Verkörperungen patriarchischer und cholerischer Figuren machten ihn weltberühmt, wie auch die Rolle des Bühnenautors Antoine Brisebard in „Hasch mich, ich bin der Mörder“.

Umso schwerer ist es, einen adäquaten Schauspieler zu finden, der in die Fußstapfen de Funès schlüpfen kann. Für die Inszenierung im Gloria Theater gelang dies mit Christoph Fälbel. Premiere war am 12. März. Er ist keine Kopie, sondern verleiht der Rolle seine eigene Note und Charme, jedoch mit derselben überbordenden Energie, wie sein französischer Kollege.

In der Floridsdorfer Inszenierung wird aus Antoine Brisebard ein Anton Breitband. Die Handlung spielt in den 1970iger Jahren, was sich in den Kostümen und dem Bühnenbild widerspiegelt: Grell, schrill und bunt.

Anton ist ein erfolgreicher Bühnenautor im Comedy-Genre. Nun hat er es sich in den Kopf gesetzt, einen Krimi schreiben. Aus gutem Grund! Er wird erpresst. Seine Frau ist eine erfolgreiche Schauspielerin mit einem dunklen Geheimnis. So plant Anton den perfekten Mord. Er erschießt den Erpresser und beseitigt ihn im Fundament des neuen Pavillons. Zu dumm, dass sein wahrer Erpresser woanders tot aufgefunden wird. Das ruft die Polizei auf den Plan. Aber wer liegt nun unter dem Pavillon?

Unter der Regie von Leo Maria Bauer gelang eine kurzweilige, schwarze Komödie mit vielen humoristisch-verbalen Konfrontationen und Situationskomik, die nie geschmacklos wirken. Eine groteske Szene folgt der anderen mit einem unglaublichen bizarren und realitätsfernen Drive, wie etwa die Szene mit der widerspenstigen Leiche.

Andreas Steppan als Kommissar ist ein genialer Gegenspieler. Ruhig und besonnen geht er auf Mörderjagd. Die legendäre Sofaszene, wo er stets höher sitzt, wird von beiden Darstellern großartig umgesetzt. 

Das Ensemble wird wunderbar von Elisabeth Osterberger, Katharina Krause, Angelika Zoidl, Gerhard Huber und Christian Rovny ergänzt. Gerald Pichowetz wird zu einem späteren Zeitpunkt die Rolle des Kommissars von Andreas Steppan übernehmen.

Bis zum 5. Mai ist diese rasante Krimi-Komödie voller überraschender Wendungen und genialer Situationskomik noch im Gloria Theater zu sehen: „Nein! Doch! Ohhh“

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5 von 6 Sternen: ★★★★★
                                   Kritik: Michaela Springer; Fotos: Gloria Theater

Mehr Infos unter: www.gloriatheater.at

05.03.2024 - Freie Bühne Wieden/ Wien

DIE MORINI STRAD
Europäische Erstaufführung

Sie galt als hervorragendste Violinistin ihrer Zeit, die österreichische US-amerikanische Ausnahmekünstlerin Erica Morini. Das Wunderkind war mit acht Jahren jüngste Studentin am Wiener Konservatorium. Sie durfte auch am Wiener Hof vor Kaiser Franz Josef spielen. 1938 entfloh sie dem antisemitischen Terror nach New York, wo sie 1943 die US-Staatsbürgerschaft erhielt. Mit 14 Jahren stand sie bereits als Solistin auf der Bühne der Carnegie Hall.

1976 zog sie sich aus dem Konzertleben zurück. Kurz vor ihrem Tod wurde ihre Stradivari aus ihrer Wohnung gestohlen. Bis heute ist die Geige verschwunden. Das FBI zählt die Violine zu den Top Ten der gestohlenen Kunstwerke.

Das Zwei-Personen-Stück von Willy Holtzman erzählt die Geschichte zweier unterschiedlicher Personen, die im Grundtenor doch sehr ähnlich sind und so langsam eine tiefe Freundschaft entwickeln. Zugleich ist es aber eine Analyse in Form einer Selbstreflexion der bedeutenden Violinistin. Welchen Stellenwert hat die Kunst für sie, und welchen sie für die Kunst. Kann die Kunst Ersatz für Liebe sein?

Die Story:
Erika Morinis Stradivari muss repariert werden. Um das Aufsehen der Öffentlichkeit zu entgehen, wendet sie sich an den zurückgezogenen Geigenbauer Brian. Er schätzt das Material, das Holz, aus dem die Geige hergestellt wurde. Sie schätzt die Geige als Instrument, das durch die Künstler:in zum Klingen gebracht wird.
Morini lebt in der Vergangenheit, Brian in der Gegenwart. Er ist besorgt seine Familie ernähren zu können. Ihre Ansatzpunkte mögen verschiedene sein, die reine Liebe zur Kunst ist die Gleiche. Immer mehr gewinnt der bodenständige Brian das Vertrauen der launischen Diva. Er ist auch der Einzige, der mitten in der Nacht zu ihrem Sterbebett eilt und ihr beisteht.

DIE MORINI STRAD ist ein leises, gefühlvolles und sensibles Stück zum Nachdenken, aber auch mit heiteren Momenten.
Die Europäische Erstaufführung unter der Regie von Michaela Ehrenstein ist mit Dany Sigel und Leopold Selinger ideal besetzt. Dany Sigel begeistert als launische Diva, die aber im Herzen immer noch das kleine Wunderkind ist. Sie hat eine liebevolle Beziehung zu ihrer Geige. Wenn sie über Kunst philosophiert, strahlen ihre Augen und zieht so das Publikum in ihren Bann.
Als Gegenpool ist Leopold Selinger ein Ruhepol. Die Rolle verlangt Bescheidenheit und das Unterschätzen seiner Fähigkeiten, was er authentisch im Spiel umsetzt. Beide zeichnen die Gegensätzlichkeiten ihrer Charaktere markant und stark um.

Uta Szyszkowitz und Michaela Ehrenstein haben das Stück aus dem Amerikanischen übersetzt. Das Bühnenbild ist statistisch in drei Abschnitte geteilt. In der Mitte der Salon der Diva, stilvoll mit kostbaren Holzmöbeln im Biedermeier Stil. Links die bescheidene Werkstatt des Geigenbauers und rechts mal der Unterrichtsraum, dann das Spital. Einspielungen von Bild- und Tonmaterial der großartigen Künstlerin runden das Stück ab.

DIE MORINI STRAD berührt in seiner Sensibilität. Der Ruhm, die Verehrung ist nur eine Momentaufnahme. Erlischt dieser bleibt Leere und Einsamkeit übrig. Doch die brennende Leidenschaft der Künstlerin erlischt nicht, ist unendlich, wie ihre Kunst selbst.

5 von 6 Sternen: ★★★★
                                      Kritik: Michaela Springer; Fotos: Robert Peres

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Das Stück ist noch bis 23. März zu sehen.

Mehr Infos unter: www.freiebuehnewieden.at

Martin Berger

24.02.2024 - Stadttheater Baden/ NÖ

TITANIC - Das Musical
Premiere

So viele Hoffnungen und Träume in nur einer Nacht zerstört. 1.514 von 2.200 Menschen verstarben 1912 bei einer der größten Seekatastrophen der Geschichte. Die Titanic, das unsinkbar Schiff, sollte Symbol für eine neue Zeit sein, doch die alten Strukturen wurden aufrecht gehalten. Die Menschen in drei Klassen geteilt, strikt getrennt, nur vereint im unausweichlichen Schicksal.
Auf dem obersten Deck herrschte purer Luxus, die zweite Klasse war für die aufstrebende Mittelschicht und in der dritten Klasse, im unteren Teil des Schiffes befanden sich die Auswanderer, die durch Hunger und Arbeitslosigkeit nach Amerika getrieben wurden, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Der Trieb, das schnellste Schiff seiner Zeit zu erbauen und bereits bei der Jungfernfahrt eine Legende zu schaffen, trat im negativen Sinn auch ein. Es gab gerade 20 von 54 benötigten Rettungsboote, die auch nicht voll ausgelastet zu See gelassen wurden. So hätten mehr als 400 Menschen mehr gerettet werden können.
1.514 Stimmen, die im kalten Wasser um Hilfe schrien und erst nach einer halben Stunde verstummten. Hinter diesen 1.514 Stimmen verbergen sich Einzelschicksale, die Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte hatten.

Reinwald Kranner, Artur Ortens

Das Musical greift tragische Geschichten einzelner Personen aus allen drei Schichten auf, symbolisch für all die anderen. Es sind historisch belegte Dramen von tatsächlich lebenden Menschen. Das Musical von Maury Yeston (Musik und Liedtexte) und Peter Stone (Story und Buch) feierte am 23. April 1997 seine Uraufführung am Lunt-Fontanne Theatre am Broadway, im selben Jahr, wie die größtenteils fiktive Filmversion von James Cameron.
Das Musical gewann die die begehrten Tony Awards als Bestes Musical, Beste Originalmusik, Bestes Musicallibretto, Beste Orchestrierung und Bestes Bühnenbild.
Die deutsche Fassung stammt von Wolfgang Adenberg. Sie wurde an der Neuen Flora in Hamburg 321-mal von Dezember 2002 bis Oktober 2003 gezeigt.

Matthias Trattner, Anetta Szabó

Mit einer sensationellen Inszenierung ging die Titanic in der Bühne Baden am 24.2.2024 auf Jungfernfahrt. Es ist eine der besten Musicalproduktionen unter der künstlerischen Leitung von Michael Lackner. Das Ensemble-Stück wurde mit renommierten Musicaldarsteller:innen der „alten Schule“ besetzt. „Oldies but goldies“ war die Devise. Hier stimmte einfach alles.

Es ist ein Stück mit großen Melodien und Tiefgang. Einzelne Schicksalsschläge, Schuldzuweisungen, Entscheidungsfehler, Todesängste und der Überlebungskampf machen das Musical so dramatisch und berührend. Es ist eine Reise voller Emotionen, auf die das Publikum mitgenommen wird.

Das Orchester unter Victor Petrov lässt das Publikum die Tragik und den Patos des Stückes in einer überwältigenden Form spüren und löst tiefe Gefühle aus.

Martin Berger als Schiffsingenieur Thomas Andrews ist eine Idealbesetzung. Emotional stark seine fast fanatische Suche seines Denkfehlers in der Konstruktion beim Erbauen des Schiffes. Er denkt gar nicht daran sich zu retten, sondern will den Fehler verstehen. Seine markante Stimme und sein Auftreten, unterstützen den Charakter seiner Rolle.

Robert David Marx als Heizer Frederick Barret sorgt für den Gänsehautmoment mit seiner leidenschaftlichen Interpretation seines Liebesliedes an die daheimgebliebene Verlobte („Heiratsantrag“).

Darius Merstein-MacLeod, Luzia Nistler

Doch das Paar der Herzen ist Luzia Nistler und Darius Merstein-McLeoad als liebevolles bis in den Tod vereinte Paar Ida und Isidor Strauss. Es sind kleine Gesten ihrer Zuneigung, ein Blick, eine Berührung, Unausgesprochenes, das ihre Performance so ergreifen macht. Ihre Stimmen harmonieren perfekt im Duett.

Reinwald Kranner hat als Bruce Ismay die undankbarste Rolle, die er aber hervorragend verkörpert. In gewissen Maßen mitschuldig durch sein Drängen auf Rekorde, dem Verzicht auf Rettungsbooten, um mehr Platz auf dem Bootsdeck für die erste Klasse zu haben und seine Flucht in ein Rettungsboot lassen den aalglatten Geschäftsmann skrupellos und egoistisch erscheinen.

Den meisten Druck bekommt Artur Ortens als Kapitän E.J. Smith zu spüren, dessen letzte Fahrt nicht in die gewünschte Pension führt. Er ist sehr besonnen, aber dennoch den Geldgebern verpflichtet, hält jedoch bis zum bitteren Ende das Kommando streng in seinen Händen.

Robert David Marx, Sebastian Brummer

Sebastian Brummer beeindruckt als Funker Harold Bride mit seiner natürlichen und sympathischen Art und Leichtigkeit in der Stimme.

Beppo Binder, Matthias Trattner, René Rumpold, Verena Barth-Jurca, Florian Resetarits, Michael Konicek, Rebecca Soumagné und Anetta Szabó können sich in weiteren größeren Rollen beweisen.
Die Rollen der Kate McGowan und Charlotte Drake Cordoza wurde zudem mit „Dancing Star“-Gewinnerin 2023 Missy May besetzt.

Beppo Binder, Verena Barth-Jurca

TITANIC ist ein großes Ensemble Stück, das in Baden nicht untergeht. Die Kostüme wurden von Natasha Maraval originalgetreu nach Vorlagen aus der Zeit entworfen, und das einfache, aber effektive Bühnenbild von Carlos Santos rundet die gelungene Inszenierung von Leonard Prinsloo ab.

So muss Musical sein. Kein leidiges Juke-Box-Musical, sondern ein meisterhaft orchestrales und durchkomponiertes Stück mit vielen dramaturgischen Höhepunkten, grandios umgesetzt. Leider sind solche Produktionen nur mehr sehr selten in den letzten Jahren in der Musical-Landschaft zu erleben gewesen.
TITANIC ist großes Theater und noch bis 23. März 2024 im Stadttheater zu sehen.

6 von 6 Sternen:
★★★★★
                          Kritik: Michaela Springer; Fotos: Christian Husar

  • Martin Berger
  • Beppo Binder, Verena Barth Jurca, Matthias Trattner, Anetta Szabó
  • Ensemble 1
  • René Rumpold, Missy May, Artur Ortens, Ensemble
  • Beate Korntner, Missy May, Rebecca Soumagné
  • Jonas Zeller, Robert David Marx, Leon De Graaf
  • Michael Konicek, Artur Ortens, Reinwald Kranner, Florian Resetarits
  • Michael Konicek, Florian Resetarits, Branimir Agovi, Artur Ortens, Reinwald Kranner
  • Leon De Graaf, Ensemble
  • Leon De Graaf, Ensemble2
  • Ensemble 4
  • Ensemble 3
  • Ensemble 2
  • Beppo Binder, Verena Barth-Jurca, Darius Merstein-MacLeod, Luzia Nistler, Sebastian Brummer, Matthias Trattner, Ensemble

 
www.buehnebaden.at

15.02.2024 - Komödie am Kai/ Wien

ALLES FÜR MAMA
Premiere

ALLES FÜR MAMA ist wie ein Musketier-Schwur für die drei ungleichen Brüder Herbert (Rochus Millauer), Theo (Victor Kutscher) und Wolfi (Felix Millauer). Sie tun alles für ihre Mutter, sogar eine Entführung.

Victor Kutscher, Irene Budischowsky, Felix Millauer, Rafael Witak, Rochus Millauer


Für ein kleines Häuschen im Grünen nach einem Herzinfarkt ihrer Mutti brauchen sie 120.000 Euro. So entführen sie die unbarmherzige kalte Ex-Chefin eines Multimillionen-Konzerns Konstanze (Irene Budischowsky). Sie ist die eigentliche Schuldige am schlechten Gesundheitszustand der Mutter. Bis zur totalen Erschöpfung hat sich diese aufgeopfert und wurde dennoch gekündigt. Die Firmenwohnung ist desolat und zeigt die Verachtung der Dienstgeberin. Nicht gut durchdacht, kidnappen die drei Brüder Konstanze und sind selbst überrascht, dass es auch funktioniert hat. Angekettet am Heizungsrohr, noch betäubt, sind die drei planlos, wie es weitergehen soll. Als Konstanze wieder bei Sinnen ist, übernimmt sie die Führung. Klar strukturiert denken, ohne jegliche Angst und stets ihrer Position bewusst, verunsichert sie die drei Brüder immer mehr. Ihr Sohn Christian (Rafael Witak) will jedoch die für ihre Familie läppische Summe von 120.000 Euro nicht zahlen. Da beginnt bei der alten Dame ein Umdenkprozess. Christian, beliebter Moderator einer Fernsehsendung, welche Familien wieder zusammenführt, ortet dennoch Mutters Handy und erscheint in der Wohnung. Es kommt zu einer verbalen Auseinandersetzung, bei der sich ihre unterschiedlichen Persönlichkeitsentwicklungen zeigen.
Ob die beiden zueinanderfinden und ob es für die liebenswürdigen Kidnapper ein Happy End gibt, ist noch bis zum 23. März in der Komödie am Kai zu sehen.

Stefan Vogels Gauner-Komödie ALLES FÜR MAMA ist im Vergleich zu seinen anderen Stücken, wie etwa „Die Niere“ schwächer im Dialog und Handlungsdrive, was jedoch durch die gelungene Regie von Sissy Boran und Andrea Eckstein sowie Irene Budischowsky (Konstanze), Rochus Millauer (der älteste der Brüder, Herbert) und Rafael Witak (Christian) wettgemacht wurde. Sehr emotional, aber auch rational verkörpern sie ihre Figuren und verleihen ihnen eine gewisse Tiefe.

Irene Budischowsky ist die kalte, emotionslose Geschäftsfrau, die dennoch tief in ihrem Inneren ein großes Mutterherz hat. Konstanze zeigt ihre Liebe durch finanzielle Großzügigkeit, Christian wünscht sich jedoch von ihr primär Einfühlungsvermögen, Verständnis und Nähe. Emotional erklärt er ihr seinen tiefen Schmerz, wie als kleiner Junge sein geliebter Teddy kaputt wurde. Seine Mutter hatte ihn umgehend durch einen neuen ersetzt. War es zwar das gleiche Modell, aber nicht SEIN Teddy, den er über alles geliebt hat.

Felix Millauer als jüngster Bruder Wolfi, ist im stetigen Konflikt mit sich selbst und rastet dadurch ständig aus, und das oft und unkontrolliert.
Viktor Kautsch ist der Neurotiker und mittlere Bruder Theo. Er macht das Gauner Trio, deren Beschreibung „Dümmer als die Polizei erlaubt“ mehr als zutreffend ist, komplett.

ALLES FÜR MAMA ist ein heiteres Stück, das auch zum Nachdenken anregt. Geld kann schließlich Liebe und Zuneigung nicht ersetzen.

4 von 6 Sternen: ★★
                             
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Komödie am Kai

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Mehr Infos unter: www.komoedieamkai.at

Victoria Sedlacek, Vincent Bueno

14.02.2024 - Wiener Metropol

TWIST! - Das Metropol Musical
Premiere

„Back to the 60s“ heißt es seit 14. Februar im Wiener Metropol. Das neue Musical TWIST! versucht die goldene Ära wieder aufblühen zu lassen. Chubby Checker feierte 1960 mit dem gleichnamigen Song weltweit Erfolge. Selbst heute noch wird dazu geswingt, so auch bei der Premiere. Aber genügt ein Song für ein storyloses Musical? Definitiv NEIN. Man erwartet sich nicht gleich ein Epos, aber Juke-Box Musical-Niveau sollte es schon haben. Die Story von Peter Hofbauer ist sehr dünn und teilweise nicht logisch nachvollziehbar. Da hat man im Metropol schon einfallsreichere Stücke von ihm gesehen.

Martin Oberhauser, Dagmar Bernhard

Das Tanzmagazin steht kurz vor er Pleite. Ein Tanzpaar soll zu einem großen Tanzevent in die USA entsandt werden. Silvio, ehemaliger Tänzer und Redakteur der Zeitschrift. Cindy, die junge Geliebte Hugo, dem Chef des Verlagshauses. Die Chefredakteurin Barbara ist die noch Ehefrau und heimliche Angebetete von Hugos Bruder Boris. Es kommt, wie es kommen muss. Silvio und Cindy verlieben sich ineinander. Sie sieht sich schon vor dem Altar, als er ihr gesteht, dass er nur seine Karriere im Fokus hat. Darauf beendet sie die Beziehung. Damit platzt auch der Traum von Auftritten in den USA für ihn, sowie die Werbeverträge für sie. Doch ganz nach Cinderella Art kehrt er mit einem Tanzschuh zurück, der ihr ganz zufällig passt, … und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Denise Jastraunig, Markus Richter, Bernhard Viktorin, Elisabeth Blutsch

Es gibt durchaus witzige Regieeinfälle, wie das Einsetzen der „Dancing Star“ Juroren. Warum aber Karina Sarkissova Harald Serafin bei seiner zögernden Punktevergabe nachhilft, indem sie ihren Kopf in seinen Schoss legt, ist völlig sinnentfremdet. Warum sollte sie das tun? Sie kennt das Tänzerpaar nicht und hat so eigentlich keine Ambitionen sie mit vollem Körpereinsatz zu unterstützen. Nur des Gags Willen?
Die völlige Überraschung Cindys, als der große Werbevertrag wegfällt, nachdem sie das Aus verkündet hat, ist unverständlich. So naiv waren die Frauen der 60iger Jahre auch wieder nicht. Die Frau als Dummerchen abzustempeln, das nur die Hochzeit als höchstes Ziel vor Augen hat, ist ein veraltetes Klischeebild, das nicht der Realität entspricht und zum Beispiel die Physikerinnen Lise Meitner oder Berta Karlik widerlegen. Auf dieses Klischee wird noch mit dem Cinderella Happy End eines draufgesetzt. Wenn der Schuh passt, ist alles vergeben und vergessen, egal wie sich der Mann benommen hat.

Martin Oberhauser, Markus Richter, Bernhard Viktorin

Beim Ensemble ist Markus Richter besonders zu erwähnen. Er verleiht der Rolle des Fotografen einen liebevollen Wiener Charme. Am Schluss hat er schließlich auch als Mutti der Brüder Hugo und Boris einen glanzvollen Auftritt.
Stimmlich überzeugt Dagmar Bernhard als Barbara, wenngleich auch sie gegen die schlecht ausgesteuerte Tonanlage ankämpfen muss.
Das Tanzpaar Vincent Bueno (Silvio) und Victoria Sedlacek (Cindy) hat durchaus ihre lichten Momente, bei „Dancing Stars“ wären sie allerdings kaum in die zweite Runde gekommen.
Weiters sind noch Bernhard Viktorin als schüchterner, aber liebenswerte Boris, Martin Oberhauser als egozentrischer Direktor des Verlagshauses und Elisabeth Blutsch und Denise Jastraunig als arrogante Sekretärinnen Rita und Linda zu sehen.

Die Band unter der musikalischen Leitung von Valentin Oman vermag die Oldies routiniert abzuspulen. Elisabeth Blutsch sorgt für die passenden Choreografien.
Die Kostüme sind teilweise zu groß, was eher den 80er Jahren entspricht, die Perücken, speziell jene von Markus Richter, grauenvoll. Und auch das Bühnenbild ist, der Fastenzeit entsprechend, mager ausgefallen. Dafür zeichnet sich Ilona Glückel verantwortlich.
Man erfährt von den Charakteren nicht sehr viel. Sie bleiben eindimensional und sind frei von jeglicher Vielschichtigkeit. Es bleiben viele Fragezeichen, die jede und jeder für sich beantworten könnte, wenn sie/er einen Abstecher zu TWIST! wagt.

2 von 6 Sternen: ★★
                            Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wiener Metropol

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Das Musical ist noch bis 9. März zu sehen.

Mehr Infos unter: www.wiener-metropol.at

11.02.2024 - Colony TennisClub Penzing/ Wien

EXTRAWURST
Kulturkampf am Griller eines Tennisvereins

Die Komödie EXTRAWURST stammt aus der Feder von Dietmar Jacobs (Drehbuch u.a. für „Stromberg", „Pastewka“) und Moritz Netenjakob (Chefautor u.a. für „Switch“ und „Die Wochenshow“).
Unter der äußerst gelungenen und kreativen Regie von Marcus Strahl feierte die bitterböse Komödie mit Tiefgang und österreichischem Charme am 11.2.2024 Premiere. Idealerweise fand der Premierenabend in einem renommierten Tennisclub in Wien Penzing statt. Da das Publikum als Tennismitglieder in das Stück involviert wurde, passte das Ambiente perfekt.

Im Tennisverein UTC Ottenschlag soll ein neuer Griller angeschafft werden. Der Obmann Stellvertreter Matthias (Johannes Petautschnig) hat quasi den Ferrari unter den Grillern ausgesucht. Der Traum jedes Grillmeisters. Der Obmann Harald (Reinhard Nowak) will sogleich den Antrag durchwirken, um zum gemütlichen Teil des Abends zu kommen. Doch da macht ihm Melanie (Anna Sophie Krenn) einen Strich durch die Rechnung. Sie meldet sich zu Wort und setzt sich für ihren muslimischen Tennispartner Erol (Anatol Rieger) ein, der aus Glaubensgründen nicht vom gleichen Grill essen darf, wenn dort bereits Schweinefleisch gegrillt wurde. Erol sieht anfangs kein Problem, doch Melanie beharrt darauf, da es schließlich um Respekt und Toleranz geht. Die anderen sehen nicht ein, einen zusätzlichen Griller für nur eine Person zu kaufen. Immer mehr erhitzen sich die Gemüter und es droht die Eskalation.

Wenn aus einer Banalität eine Ideologie entfacht wird, hat das Diskussionspotential und lässt die Gemüter der Zuschauer nicht kalt. Es ist eine Gradwanderung mit einem äußerst brisanten Stoff, der das Publikum dennoch zu erheitern vermag. Jede Figur hat seine eigene politische und religiöse Sichtweise und vertritt diese vehement, was die Wogen hochgehen lässt. Das Schweinewürstel ist nur das Zünglein an der Waage und lässt Ängste und Vorurteile aufbrechen.

Das Stück rüttelt auf und unterhält. Marcus Strahl hat es sehr feinfühlig und rasant inszeniert. Martin Gesslbauer hat ein das passende Bühenbild in die Tennishalle gezaubert. Das Ensemble agiert hervorragend und glaubhaft. Die jeweiligen Argumente sind hart, oft nicht politisch korrekt, spiegeln aber so manche Gesinnung wider.

Die Figuren sind klischeehaft überzeichnet und doch sehr treffend beschrieben. Reinhard Nowak, der Obmann, ein typischer Österreicher, gemütlich, konfliktscheu und aufbrausend.
Johannes Petautschnig, ein echter Kärntner mit freiheitlicher Gesinnung.
Thomas, Alexander Hoffelner, der Mann von Melanie ist Ateist und betrachtet alles sehr analytisch. Als Marketing-Leiter hat er so manchen zynischen Slogan parat. An sich ist er entspannt, bis seine Eifersucht auf Erol als Tennispartner seiner Frau entbrennt.
Anna Sophie Krenn ist die in allen Richtungen tolerante, aber auch selbstbewusst und -bestimmende im Club.
Und schließlich ist da noch Anatol Rieger, gut betuchter türkischer Anwalt, mit einer Burgenländerin verheiratet und bestens integriert. Im Laufe des Stückes beweist er als bestens integrierter Türke ebenfalls viel Temperament und zeigt, dass auch er rassistisches Gedankengut gegenüber Ausländern, die in Österreich in einer Parallelgesellschaft leben, in sich trägt.
Schlussendlich entscheidet das Publikum, ob ein zusätzlicher Griller angeschafft werden soll.

EXTRAWURST, eine „Neue Bühne Wien"-Produktion, unter der Intendanz und Regie von Marcus Strahl bietet beste Unterhaltung auf hohem Niveau.

5 von 6 Sternen: ★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Robert Peres; Sujet: Neue Bühne Wien

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Bis 1. März wird nun im THEATER CENTER FORUM gespielt, danach geht es auf eine Tournee durch Niederösterreich und auch die Steiermark.
Alle Termine finden sich unter: www.nbw.at

07.02.2024 - Wiener Stadthalle

FOOTLOOSE
On Tour

1984 tanzte sich Kevin Bacon im Kino in die Herzen der vorwiegend weiblichen Fans, 1998 folgte eine mit 700 Vorstellungen beachtenswerte Bühnenfassung am Broadway und 2011 brachte Paramount Pictures ein Remake in die Kinos, in welchem die Figuren weiterentwickelt wurden, und mehr Tiefe bekamen.

Die Geschichte handelt von Ren McCormack, einem jungen Mann, der mit seiner Mutter in eine kleine Stadt zieht, in der das Tanzen und jegliche Form von Musik verboten ist. Ren, der ein leidenschaftlicher Tänzer ist, kämpft gegen diese restriktiven Regeln an und versucht, die Gemeinschaft davon zu überzeugen, dass Musik und Tanz Ausdruck von Freiheit und Lebensfreude sind. Währenddessen verliebt er sich in Ariel, die rebellische Tochter des örtlichen Predigers. Ariel hat ihre eigenen inneren Konflikte und sehnt sich nach Freiheit. Gemeinsam mit Ren und einer Gruppe von Freunden versuchen sie, das Verbot zu umgehen und eine Tanzveranstaltung zu organisieren, die die Stadt für immer verändern könnte.

Ab 7. Februar findet sich für wenige Tage die Tournee-Produktion von FOOTLOOSE in der Wiener Stadthalle ein und fasziniert mit einer bunt gestalteten Bühne, die kreative Akzente setzt. Jedoch trübt die mittelmäßige Choreografie von Timo Radünz das Gesamtbild. Die Tänze, das Herzstück eines solchen Musicals, verfehlt die gewünschte Präzision und Energie.

Besonders hervorstechend sind die gesanglichen Schwächen, insbesondere bei der Darstellung der Schlüsselrolle von Ariel, die von Helena Lenn gespielt wird. Die Vielschichtigkeit ihrer Charakterentwicklung von der Pfarrerstochter zum rebellischen Mädchen kommt nicht zur Geltung. Hier fehlt es sowohl schauspielerisch als auch gesanglich an Überzeugungskraft.

Raphael Groß ist hingegen ein überzeugender Ren und brilliert mit seiner gesanglichen Leistung. Seine Darstellung trägt dazu bei, das Publikum zu fesseln und in die Handlung zu ziehen.

Ariels Eltern, Shaw und Vi Moore, sind mit den Musicalgrößen Ethan Freeman und Kerstin Ibald prominent besetzt. Sie ragen durch emotionale Intensität in ihren Szenen heraus. Ihre überzeugenden Darstellungen verleihen dem Stück einen Hauch von Authentizität und Tiefe.

Gleiches gilt für Martijn Smids in der Rolle von Willard, der mit seiner naiven und tollpatschigen Art das Herz der Zuschauer erobert.

Trotz dieser individuellen Höhepunkte ruft die Inszenierung von Manuel Schmitt zwiespältige Gefühle hervor und erweckt durch manche Elemente, wie auch bei den Kostümen von Lukas Pirmin Waßmann, den Eindruck einer Low Budget Produktion.
Dennoch kann man in Summe einen unterhaltsamen Theaterabend erleben, der trotz einiger Schwächen durchaus seine Momente der Freude bietet.

3 von 6 Sternen:
                               Kritik: Elisabeth Springer; Fotos: Nico Moser


Alle Infos und weitere Termine zu FOOTLOOSE unter:
www.showslot.com

Vincent Glander (Erzaehler), Matthew Newlin (Candide), Nikola Hillebrand (Cunegonde), Taenzer

19.01.2024 - Museumsquartier/ Wien

CANDIDE

„Eine Liebeserklärung an die europäische Musik“ bezeichnete Leonard Bernstein sein Werk CANDIDE, das auf Voltairs Roman „Candide“ aus dem Jahre 1759 basiert. Es ist seit 17.1. als szenische Aufführung in Englisch mit deutschen Obertiteln im Wiener Museumsquartier, der Ausweichspielstätte des MusikTheater an der Wien, zu sehen.
Das Stück wurde am 1. Dezember 1956 erstmals aufgeführt, danach mehrmals von Bernstein überarbeitet, bis es schließlich 1988 seine Vollendung fand. Es ist ein Meisterwerk, eine Mischung aus Operette, Musical und Revue, vervollständigt durch verschiedene Tanzformen wie Gavotte, Walzer, Polka und Tango. Bernstein verstand es, die Tiefen des menschlichen Verderbens leicht und frech umzusetzen, mit wunderbaren und beindruckenden Melodien. Das Buch stammt von Hugh Wheeler, die teils sarkastischen Gesangstexte von Richard Wilbur.

Vincent Glander (Erzaehler), Matthew Newlin (Candide), Nikola Hillebrand (Cunegonde), Taenzer

Zu Beginn leben die Protagonistinnen und Protagonisten wie in einer Seifenblase. Dr. Pangloss, ihr Gelehrter unterrichtet sie, dass sie in der bestmöglichen Welt leben. Alle sind glücklich, auch die Kriegsversehrten und Syphiliserkrankten tanzen. Doch auch wenn die Seifenblase relativ schnell zerplatzt, ist es eine lange Reise für Candide, bis sein Optimismus durch Kriege, Katastrophen und die toxische Beziehung zu seiner Angebeteten Cunegonde endgültig gebrochen wird.

Mark Milhofer (Governor)

Die Inszenierung von Lydia Steier ist bunt (das zeigt sich auch an den ausgefallenen Kostümen von Ursula Kudrna), schrill und sehr direkt. Immer wieder gleitet sie ins derbe. Das Publikum wird mit einer optischen Reizlawine überflute, wie wild tanzende Geistliche oder Toreros mit der Gottesmutter auf der Vorderseite ihrer Hosen. Der Governor (Mark Milhofer) von Buenos Aires bevorzugt es, sich selbst durch ein rosa Sexspielzeug oder durch Cunegonde mittels Gurke anal zu befriedigen. Zudem frönt er dem Kokain-Konsum.

Nikola Hillebrand (Cunegonde), Paul Knights (Don Issachar), Ensemble

Auch die Arie „Glitter And Be Gay“ wird sexuell interpretiert. Eigentlich singt Cunegonde über Luxus und Schmuck, was eine Parodie auf Charles Gounods Juwelier-Arie aus der Oper „Faust“ ist. Hier jedoch reihen sich die Männer hintereinander auf das Bett Cunegondes zu einer Orgie, zu der auch ein Bischof und ein gut bestückter Jude nicht nein sagen. Hier wir das Wort „Gay“ offensichtlich mit schwul interpretiert und nicht mit der ursprünglichen Bedeutung von fröhlich und vergnügt. Nikola Hillebrand begeistert stimmlich in dieser grotesken Szene, die auch vollen Körpereinsatz von ihr abverlangt.
Auf einer abschließenden Party in Venedig geht es hoch und heiß her. Die Regisseurin zeigt hier nochmals alles, was sie über sexuelle Ausschweifungen zu wissen scheint. Das wird dann auch Candide endgültig zu viel und er erkennt, dass das Leben eben nicht nur gut ist, sondern auch schlecht. Er heiratet Cunegonde dennoch und kauft mit ihr ein Haus mit Garten: „Make Our Garden Grow“.

Helene Schneiderman (Old Lady), Vincent Glander (Erzaehler), Mark Milhofer (Ragotski), Nikola Hillebrand (Cunegonde), Tatiana Kuryatnikova (Paquette), A.S.Chor

Lydia Steier legt es darauf an, zu provozieren. Eine teils modern-dekadente Inszenierung, die sich auch vor offen gezeigten homosexuellen Handlungen und Gewalt nicht scheut. Wie jede(r) Einzelne diese Offenherzigkeit aufnimmt, ist Geschmackssache. Man gewinnt den Eindruck, dass die Regisseurin die Massen ansprechen möchte. Ist das Legitim? Natürlich. Aber Musik und Texte sprechen bereits eine feine Sprache, was diese übertriebene Bühnenshow eigentlich nicht braucht, um zu begeistern.

Matthew Newlin als Candide überzeugt als ewiger Optimist.

Der Gelehrte Dr. Pangloss (Ben McAteer) begleitet Candide quer über den Erdball, auf der Suche nach Cunegondes, auch wenn er in Lissabon zwischenzeitlich mit einigen anderen von der Inquisition gehängt wird. Diese Szene erinnert an „Always Look On The Bright Side Of Life“ aus Monty Pythons „Das Leben des Brian“.

Matthew Newlin (Candide), Ben McAteer (Dr. Pangloss), Arnold Schoenberg Chor, Taenzer, Ensemble

Vincent Glander führt als Erzähler durch den Abend. Mit seiner gut akzentuierten, britischen Aussprache bildet er den Ruhepol im Stück. Sarkastisch interpretiert und erzählt er die Geschichte in bester Monty Python Manier.

Das gesamte Ensemble ist perfekt besetzt und im Kollektiv mit dem Arnold Schoenberg Chor stimmlich stark.

Der Star des Abends ist das ORF Radio-Symphonieorchester unter der Leitung von Marin Alsop, ehemalige Schülerin Leonard Bernsteins. Vom Publikum wurde sie mit tobendem Applaus begrüßt und verabschiedet.
Die Akustik im Museumsquartier ist bekanntlich nicht die beste und so manche Musicalproduktion wurde so zur Qual für die Zuhörer:innen. Doch für CANDIDE hat man die ideale Abstimmung gefunden.

Trotz einer zwiespältigen Umsetzung, welche die zwei Sterne Abzug in der Bewertung bringen, ist CANDIDE im Museumsquartier dank der musikalischen und darstellerischen Qualität einen Besuch wert.

  • Ben McAteer (Dr. Pangloss), James Newby (Maximilian), Nikola Hillebrand (Cunegonde), Matthew Newlin (Candide), Tatiana Kuryatnikova (Paquette)
  • Matthew Newlin (Candide), Tatiana Kuryatnikova (Paquette), Nikola Hillebrand (Cunegonde), Ben McAteer (Dr. Pangloss)
  • Nikola Hillebrand (Cunegonde), Matthew Newlin (Candide)
  • Vincent Glander (Erzaehler), Matthew Newlin (Candide), Arnold Schoenberg Chor, Taenzer, Ensemble
  • Matthew Newlin (Candide), Ben McAteer (Dr. Pangloss), Arnold Schoenberg Chor, Taenzer, Ensemble,
  • Helene Schneiderman (Old Lady), Nikola Hillebrand (Cunegonde)
  • Helene Schneiderman (Old Lady), Tänzer
  • Mark Milhofer (Captain), Vincent Glander (Erzaehler), Lina Lottes (Cacambo), Matthew Newlin (Candide), Nikola Hillebrand (Cunegonde), Helene Schneiderman (Old Lady)
  • Mark Milhofer (Governor), Helene Schneiderman (Old Lady), Nikola Hillebrand (Cunegonde), Taenzer
  • Mark Milhofer (Governor), Helene Schneiderman (Old Lady)
  • Mark Milhofer (Vanderdendur), Taenzer, Arnold Schoenberg Chor
  • Mark Milhofer (Vanderdendur), Vincent Glander (Erzaehler), Taenzer, Arnold Schoenberg Chor, Ensemble
  • Matthew Newlin (Candide), Taenzer, Ensemble
  • Paul Knights (Charles Edward), Benjamin Heil (Stanislaus), Arvid Assarsson (Hermann Augustus), James Newby (Tsar Ivan), Benjamin Savoie (Sultan Achmet)
  • Ben McAteer (Dr. Pangloss), Mark Milhofer (Ragotski), Arnold Schoenberg Chor, Taenzer, Ensemble


CANDIDIE, noch bis 3. Februar im Museumsquartier zu sehen.

4 von 6 Sternen: ★★
                         Kritik: Wolfgang Springer; Fotos: Werner Kmetitsch

www.theater-wien.at

v.l.n.r. Marcus Strahl, Marion Rottenhofer, Leila Strahl, Hubert Wolf

16.01.2024 - Theater Center Forum/ Wien

DIE NIERE
Premiere

Was würden sie tun, wenn ihr Partner, ihre Partnerin eine neue Niere benötigt und sie die passende Blutgruppe, also der ideale Spender wären? Ist man durch das Eheversprechen verpflichtet sein gesundes Organ zu spenden oder darf man über die eigenen Risiken nachdenken und zögern. Sicherlich eine Zerreißprobe zwischen den Erwartungen des ultimativen Liebesbeweises und den Ängsten. Schließlich bringt jede Operation Risiken mit sich. Vor genau diesem Problem stehen Kathrin (Marion Rottenhofer) und Arnold (Hubert Wolf) in der Komödie DIE NIERE von Stefan Vögel.

Kathrin hat bei einer jährlichen Routineuntersuchung erfahren, dass sie eine Niere benötigt. Ihr äußert erfolgreicher Ehemann, der Architekt Arnold, wäre ein idealer Spender, aber er zögert. Sein neues Bauprojekt, der Diamond Tower braucht seine ganze Aufmerksamkeit. Der phallusähnliche Turm dominiert per Videowall (Sam Madwar) das Bühnenbild. Zentriert, zieht er immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich.
Als das befreundete Ehepaar Diana (Leila Strahl) und Götz (Marcus Strahl) die schlechte Nachricht erfahren, zögert Götz keine Sekunde seine Niere zu spenden. Arnold sieht das aber wiederum als Annäherungsversuch zu seiner Frau und fühlt sich in seiner Ehre verletzt. So schlittern beide Paare in Ehetragödien. Diana hat eine Affäre, die ans Tageslicht kommt und Kathrin erfährt, dass die Befundergebnisse vertauscht wurden und er derjenige ist, der die Niere benötigt. Oder ist es doch ganz anders?

DIE NIERE ist eine schwarze Komödie mit sarkastischen Dialogen und Tiefgang. Dabei bedient sie sich nicht nur den üblichen Klischees. Die Story ist spritzig, amüsant, regt aber auch zum Nachenken an. Wie würde man selbst handeln?
Hubert Wolf als Arnold macht die größte Wandlung im Stück durch. Vom erfolgreichen Architekten zum niedergeschmetterten, leidenden Kranken. Herrlich seine Überlegungen, wie er die OP umgehen kann.
Marion Rottenhofer als Kathrin genießt ihre Überlgenheit, kostet sie so richtig mit Sarkasmus aus.
Leila Strahl als Diana, ist eine strahlende Erscheinung, die weiß, was sie will und sich gekonnt in Szene setzten kann, nicht aufdringlich, sondern charmant und vollem Esprit.
Marcus Strahl ist von Anfang an der geradlinige Freund, der zu seinem Wort steht, egal was kommt. Er ist ehrlich und hat Handschlagqualität. Er ist er Sympathieträger, mit dem man Mitleid als gehörnter Ehemann hat.
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen die Apothekerin Diana.

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DIE NIERE, noch bis 3. Februar im Theater Center Forum.

5 von 6 Sternen: ★★★★★
                      Kritik: Michaela Springer; Fotos: Neue Bühne Wien

www.theatercenterforum.at

hinten v.l.n.r.: Benjamin Slamnig, Alfred Pfeifer, André Bauer, Herwig Gratzer; vorne v.l.n.r.: Bettina Soriat, Michelle Härle, Elisabeth Engstler

15.01.2024 - Gloria Theater/ Wien

EWIG JUNG
Premiere

Wir schreiben das Jahr 2060. Disney+ und Co. haben die Theater abgelöst und so dient das ehemalige Gloriatheater als Altersresidenz für sechs in die Jahre gekommenen Künstler:innen. Diese treffen sich regelmäßig im Gemeinschaftsraum unter der Aufsicht der strengen „Kill Bill“ pfeifenden Schwester Michaela, die sie wie Kleinkinder behandelt. Aber kaum ist sie verschwunden, entfacht die Lebensfreue der Senioren aufs Neue. Die Jahre haben körperliche und/oder geistige Spuren hinterlassen, das Äußere hat sich verändert, aber im Herzen sind sie immer noch jung, wie auf den Fotos an der Wand. Alt werden ist eben nichts für Feiglinge und so schwelgen sie in Erinnerungen an vergangene Zeiten. Die Harley-Davidson wurde schon lange gegen einen Rollator eingetauscht und muss nun als heiße Maschine bei „Born to be Wild“ herhalten.
Mit Slapstick Einlagen in Slow Motion, einer miserablen Zaubershow, fliegenden Prothesen und Perücken, Joint Konsum, gespielten Sterbeszenen mit Shakespeare Zitaten und viel Musik verbringen sie den Abend.

Da das Stück keine wirkliche Handlung hat, bedarf es starker Persönlichkeiten, die das Stück tragen. Das ist bei dieser Inszenierung zweifelsohne der Fall.
Elisabeth Engstler als an Demenzkranke bekommt vom imaginären Zuschauerapplaus nicht genug und verbeugt sich immer wieder. Sie träumt dabei von ihren einst großen Bühnenmomenten. Als ihr liebevoller Mann, André Bauer, ihr durch Unachtsamkeit bei seiner Zaubershow die Perücke vom Kopf reißt und ihr schütteres Haar zum Vorschein kommt, findet sie nach einem kleinen Schockmoment unglaubliche Stärke bei „All by Myself“. Ein berührender Augenblick.
Alfred Pfeifer wird bei seiner Angebeteten, der unnahbaren Bettina Soriat, mit „Sexbomb“ zum Tiger und begeistert das Publikum. Es gibt leider nur wenige Augenblicke, in denen er sein stimmliches Potential zeigen kann.

Die dauergenervte und kühle Bettina Soriat interpretiert die Geschehnisse mit wunderbarer Gestik und Mimik. In ihren Erinnerungen als Aktivistin mit Intimpiercing und heißem Sex erblüht sie zu jugendlicher Frische und performt mit viel Schwung in den Hüften. Zum musikalischen Schlagabtausch kommt es mit Elisabeth Engstler bei ihren Songcontest Liedern.
Benjamin Slamanig, stets stoned, wie Mick Jagger in seinen wilden Zeiten, lebt in seinem eigenen Nirvana und verführt die anderen zum Kiffen. Seine Gestik und Mimik sind eine Mischung aus Ozzy Osbourne und Edward mit den Scherenhänden.
André Bauer hat nicht nur seine Plage mit seiner Frau, sondern auch mit seinem Bein. Dennoch bleibt er stets positiv und liebevoll. Er ist der Dandy der Seniorenriege. Sein „Staying Alive“ ist ein Highlight.
Musikalisch unterstützt wird die Senioren-WG von Herwig Gratzer am Klavier, der mit Hilfe einer Sauerstoffmaske sein Bestes gibt, denn Schwester Michaela (Michelle Härle) hat ihm Alkohol verboten. Ihr liebliches Äußere ist nur Fassade. Schon bei ihrem Lachen läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter.

EWIG JUNG vom schwedisch-schweizerischen Autor, Regisseur und Komponisten Erich Gedeon, unter der Regie von Marcus Ganser ist eine bittersüße Abrechnung zum Thema Alter, mit einer großen Portion schwarzem Humor und einem hervorragenden Ensemble, das zeigt, dass man auch im Herbst seines Lebens Biss haben kann und sollte.

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EWIG JUNG ist noch bis zum 03. März 2024 im Gloria Theater in Wien Floridsdorf zu sehen.

5 von 6 Sternen: ★★★★
                           Kritik: Michaela Springer; Fotos: Gloria Theater

www.gloriatheater.at



 

 

 

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