30.10.2025 - Metronomtheater/ Oberhausen

PRETTY WOMAN – Tourpremiere in Oberhausen

Ende Oktober verwandelte sich Oberhausen in ein kleines Stück Hollywood. PRETTY WOMAN begeisterte bei seiner Tourpremiere das Publikum im Metronomtheater:

Das Musical basiert auf dem gleichnamigen Film von 1990, der Julia Roberts und Richard Gere weltberühmt machte. Die Liebeskomödie von Garry Marshall erzählt die Geschichte eines reichen Geschäftsmannes und einer Prostituierten, die sich ineinander verlieben, eine Geschichte voller Humor, Romantik und Herz.

Schon vor dem Theater wurde Hollywood-Flair spürbar: Eine weiße Stretchlimousine parkte vor dem Eingang, der rote Teppich war ausgerollt, und die Besucher:innen fühlten sich wie bei einer echten Film-Premiere. Dieses glamouröse Gefühl setzte sich auch im Inneren fort. 

Die Musik stammt von Bryan Adams und seinem langjährigen Songwriting-Partner Jim Vallance. Weltpremiere feierte das Stück 2018 in Chicago; nun startet die Tournee in Deutschland.

Die Handlung folgt eng dem Film: Edward Lewis (Mathias Edenborn) ist als reicher Geschäftsmann mit dem Lotus Esprit seines Freundes und Anwalts Phil (Benjamin Plautz) unterwegs, verliert jedoch buchstäblich die Orientierung, da er normalerweise chauffiert wird. Am Hollywood Boulevard trifft er auf die Bordsteinschwalbe Vivian Ward (Shanna Slaap) und fragt sie nach dem Weg. Vivian sieht sofort die Chance auf ein gut bezahltes Abenteuer, schließlich will ihr Vermieter Geld haben, und bietet an, ihn zurückzufahren. Edward lässt sich auf den ungewöhnlichen Deal ein und erlaubt ihr sogar, das Auto zu fahren. Später lädt er sie in seine Suite ein.

Am nächsten Morgen ruft Phil an und erklärt Edward, dass weibliche Präsenz bei einigen wichtigen Meetings von Vorteil wäre. Kurzerhand engagiert Edward Vivian für die sechs Tage, die er in Los Angeles bleibt. Für Vivian beginnt eine Herausforderung: Sie ist völlig unerfahren in der Welt der Reichen und Schönen und hat nicht das kleinste passende Outfit. Doch mit unerwarteter Unterstützung des Hotelmanagers (Benedikt Ivo) meistert sie die Situation und gewinnt nach und nach das Vertrauen aller Beteiligten.

Die Woche wird für beide zu einem Abenteuer. Edward beginnt, seine Tätigkeit als Geschäftsmann zu hinterfragen, er erkennt, wie wenig er die Menschen bedenkt, die von seinen Entscheidungen betroffen sind. Auch die Beziehung zwischen ihm und Vivian gewinnt zunehmend an Tiefe. Bei einem Polospiel wird Edward eifersüchtig auf sie, als sie sich mit einem seiner geschäftlichen „Opfer“ unterhält. Später gesteht Edward Phil, dass Vivian als Prostituierte arbeitet, was zu Spannungen führt.

Edward entscheidet sich schließlich, das Familienunternehmen Morse nicht zu übernehmen, sondern hilft ihnen, die Firma grundlegend zu sanieren. Phil ist darüber erzürnt, ein finanzielles Desaster für ihn, und vergreift sich schließlich an Vivian, doch Edward kann Schlimmeres verhindern. Nach sechs Tagen trennen sich ihre Wege zunächst wieder. Vivian kehrt zu ihrer Freundin Kit de Luca (Sophie Reinicke) zurück, beschließt aber, nicht mehr als Prostituierte zu arbeiten, sondern nach San Francisco zu gehen und dort ihren Schulabschluss nachzuholen. Ihre Pläne werden jedoch durchkreuzt, als Edward sie dank des Hotelchauffeurs wiederfindet und damit eine neue Chance für beide entsteht.


Die Inszenierung bleibt nahe am Film, auch in der zeitlichen Einordnung der 80er-Jahre. Die Dialoge wurden weitgehend übernommen, was für Musicalbesucher zunächst ungewohnt wirken mag, aber Fans des Films genau diese Authentizität schätzen werden.

Musikalisch ist die Handschrift von Bryan Adams deutlich zu erkennen. Dennoch dürfen Klassiker, wie „Pretty Woman“ nicht fehlen.

Shanna Slaap begeistert als Vivian von der ersten Minute an, sowohl gesanglich als auch darstellerisch. Sie schafft es, die Zuschauer von einer bodenständigen Frau zur Frau zu führen, die in die glamouröse Welt der Reichen eingeführt wird. Ihre humorvollen Sprüche sorgen regelmäßig für Lacher.

Mathias Edenborn als Edward Lewis ist der perfekte Gegenpol. Er spielt den erfolgreichen, zunächst eiskalten Geschäftsmann, mit einer Spur Einsamkeit und innerer Verletzlichkeit. Die Duette mit Shanna Slaap („Ein Superstar“, „Du und ich“) sind harmonisch und stimmgewaltig, seine Soloparts wie „Freiheit“ lösen Gänsehaut aus.

Benedikt Ivo beeindruckt als wandelbarer Hotelmanager und Sophie Reinicke überzeugt als Vivians Freundin Kit de Luca.

Ebenso sticht Steffi Regner heraus. Sie sorgt für Gänsehaut, als sie in der Opernszene eine Arie aus „La Taviata“ hinschmettert. Wann erlebt man in einem Musical mal so eine Stimme, was für ein musikalisches Highlight.

Das Bühnenbild von Carl Janssen Höfelt ist opulent und vielseitig: Ein mehrstöckiges Gerüst verwandelt sich nahtlos in Hotelzimmer, Restaurants oder Boutiquen. LED-Wände zeigen wechselnde Hintergründe, vom Hollywood Boulevard über Sonnenuntergänge bis zu funkelnden Sternenhimmeln. Besonders die Shopping-Szene mit ihren detailreichen Kostümen und Accessoires sticht hervor und ist ein optisches Highlight.

Ein kleiner Kritikpunkt bleibt: Die enge Orientierung am Film führt zu langen Textpassagen, die man im Musical vielleicht hätte straffen können. Für Fans des Films ist dies jedoch kaum störend, im Gegenteil: Wer die Geschichte liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Ein glanzvoller Auftakt der Tournee mit starken Darstellern, mitreißender Musik, opulentem Bühnenbild und echter Hollywood-Atmosphäre. Ein Musical, das sowohl Fans des Films als auch Musicalfreunde begeistert.

5 von 6 Sternen: ★★★★★ 
              Kritik: Verena Bartsch; Fotos: Dominik Flohr


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